Die Kastration und Sterilisation von Katzen gehört zu den meistdiskutierten Themen unter Haustierbesitzern. Manche empfinden sie als Grausamkeit, andere als Notwendigkeit. Wie die Redaktion von Imowell.de betont, kursieren zahlreiche Mythen, die Tierfreunde verunsichern und fundierte Entscheidungen erschweren. In diesem Artikel klären wir auf, was stimmt, was überholt ist, wie der Eingriff abläuft und wie Sie Ihrer Katze bei der Genesung helfen können.
Was bedeutet Kastration und Sterilisation bei Katzen?
Viele Menschen verwechseln die Begriffe „Kastration“ und „Sterilisation“ und nehmen an, sie seien gleichbedeutend. Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Verfahren zur Geburtenkontrolle bei Katzen und Katern. Die Kastration beinhaltet das Entfernen der Geschlechtsorgane (Eierstöcke bei Katzen, Hoden bei Katern), wodurch das Tier dauerhaft unfruchtbar wird und kein sexuelles Verhalten mehr zeigt. Bei der Sterilisation werden lediglich Eileiter oder Samenleiter unterbunden – die Fortpflanzung ist zwar ausgeschlossen, das Sexualverhalten bleibt aber erhalten.
Die Kastration gilt aus tierärztlicher Sicht als effektiver, da sie sowohl Fortpflanzung als auch hormonbedingtes Verhalten dauerhaft unterbindet. Vor dem Eingriff müssen jedoch Alter, Gesundheitszustand und tierärztliche Empfehlung berücksichtigt werden.
Zudem darf man nicht vergessen, dass jede Operation vorbereitet und nachbetreut werden muss. Vor allem das Narkoserisiko sollte nicht unterschätzt werden – besonders bei älteren Tieren. Eine fachliche Beratung durch den Tierarzt ist daher unverzichtbar.
Häufige Mythen rund um die Kastration und Sterilisation
Unter Katzenhaltern kursieren zahlreiche hartnäckige Mythen, die oft eine rationale Entscheidung erschweren. Manche beruhen auf veralteten Vorstellungen, andere auf Unsicherheit oder mangelndem Vertrauen in die moderne Tiermedizin.
Mythos 1 – Eine Katze sollte mindestens einmal Junge bekommen.
Dafür gibt es keinerlei wissenschaftliche Grundlage. Weder bringt eine Geburt der Katze seelischen Ausgleich, noch stärkt sie ihre Gesundheit. Im Gegenteil: Eine frühe Trächtigkeit kann gesundheitlich sehr belastend sein.
Mythos 2 – Nach der Sterilisation wird die Katze träge.
Das Tier verhält sich ruhiger, weil der Hormonspiegel stabiler ist – nicht aus „Faulheit“. Das Territorialverhalten, wie Markieren oder Revierkämpfe, nimmt ab, was das Zusammenleben erleichtert.
Mythos 3 – Kastrierte Katzen werden fett.
Zwar kann sich der Stoffwechsel verlangsamen, doch mit angepasster Ernährung und Bewegung lässt sich Übergewicht leicht vermeiden.
Mythos 4 – Die Katze verliert ihre Persönlichkeit.
Viele Besitzer berichten sogar, dass ihre Katze anhänglicher, verschmuster und ausgeglichener wird – ein Plus für Tier und Mensch.
Mythos 5 – Die Operation ist gefährlich.
Dank moderner Technik und erfahrener Tierärzte sind Komplikationen selten. Bei guter Vorbereitung und Nachsorge ist das Risiko minimal.
Das richtige Alter für die Operation
Der richtige Zeitpunkt für eine Kastration oder Sterilisation ist entscheidend für den Erfolg und das Wohlbefinden des Tieres. Experten empfehlen den Eingriff im Alter zwischen fünf und acht Monaten.
In diesem Alter ist das Tier körperlich ausreichend entwickelt, hat aber noch kein volles Sexualverhalten ausgeprägt. Das verringert Stress und minimiert gesundheitliche Risiken. Zudem lassen sich spätere Verhaltensprobleme vermeiden.
Bei älteren Katzen (ab 1,5 Jahren) sollte ein gründlicher Gesundheitscheck erfolgen. Chronische Erkrankungen können das Narkoserisiko erhöhen, weshalb der Tierarzt hier individuell entscheidet.
Die erste Rolligkeit bei der Katze oder das Markieren beim Kater abzuwarten, ist unnötig. Im Gegenteil: Je früher der Eingriff erfolgt, desto effektiver ist er in Bezug auf Gesundheitsvorsorge (z. B. gegen Gebärmutterentzündung oder Tumore).
Ablauf der Operation und Vorbereitung
Die Kastration oder Sterilisation ist ein routinemäßiger Eingriff, dennoch sollten Besitzer genau wissen, wie er abläuft und was es zu beachten gilt.
Zunächst erfolgt eine tierärztliche Untersuchung inklusive Bluttests und ggf. Ultraschall. 10 bis 12 Stunden vor dem Eingriff darf die Katze nichts mehr fressen, 2 Stunden vorher auch nichts mehr trinken – das verringert Narkose-Komplikationen.
Die Operation erfolgt unter Vollnarkose. Bei Katern dauert sie etwa 10–15 Minuten, bei Katzen 30–40 Minuten. Die Geschlechtsorgane werden entfernt, die Wunde vernäht – oft mit selbstauflösendem Nahtmaterial.
Nach dem Aufwachen bleibt das Tier einige Stunden in der Klinik zur Überwachung. Temperatur, Atmung und Kreislauf werden kontrolliert. Erst danach darf das Tier nach Hause.
Nachsorge und Pflege
Die Genesung ist ebenso wichtig wie der Eingriff selbst. Die Katze braucht Ruhe, Wärme und eine stressfreie Umgebung. In den ersten Tagen sind Appetitlosigkeit und Müdigkeit normal.
Die Operationswunde muss täglich kontrolliert werden: sauber, trocken, ohne Rötung. Ein Body oder Halskragen verhindert das Lecken an der Naht. Falls nicht selbstauflösend, werden Fäden nach 7–10 Tagen entfernt.
Veränderungen im Verhalten, Fieber oder starker Geruch aus der Wunde sollten sofort dem Tierarzt gemeldet werden – Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Vor- und Nachteile der Kastration
Jede medizinische Entscheidung hat zwei Seiten. Wer sich über die Vor- und Nachteile der Kastration informiert, kann besser abwägen.
Vorteile: Keine ungewollte Trächtigkeit, geringeres Krebsrisiko, weniger Revierverhalten, keine Rolligkeit oder nächtliches Jaulen. Die Tiere bleiben öfter im Haus, sind ruhiger und konfliktfreier.
Nachteile: Narkoserisiko (vor allem bei älteren Tieren), veränderter Stoffwechsel, Futteranpassung notwendig. Manchmal benötigen Tiere nach der OP etwas Zeit, um sich wieder zu gewöhnen.
Was passiert, wenn man auf die OP verzichtet?
Ein unkastriertes Tier erlebt dauerhafte hormonelle Unruhe: Rolligkeit, Markieren, Aggression, Entlaufen. Das Tier ist oft gestresst und unruhig.
Zudem steigt das Risiko für Gebärmuttervereiterung (Pyometra) oder Hodenkrebs. Unbehandelte Komplikationen sind oft schwerwiegender als eine rechtzeitige Operation.
Kosten einer Kastration oder Sterilisation im Jahr 2025
Die Preise schwanken je nach Region, Tierarztpraxis und Narkoseform. Im Schnitt kostet die Kastration eines Katers 1000–2500 Rubel, bei einer Katze 2500–5000 Rubel.
In der Regel sind Beratung, OP und Narkose inbegriffen. Bluttests, Ultraschall oder Nachsorge werden teils extra berechnet. Viele Praxen bieten Komplettpakete an.
Wichtig: Qualität geht vor Preis. Eine billige OP ohne adäquate Schmerzbehandlung oder sichere Narkose kann riskant sein. Das Wohl des Tieres hat oberste Priorität.
Gibt es kostenlose Kastrationen?
Manche Städte oder Tierschutzorganisationen bieten kostenlose Programme an – vor allem für Streuner oder einkommensschwache Besitzer. Informationen gibt es bei kommunalen Stellen oder Tierschutzvereinen.
So bereiten Sie Ihre Katze optimal vor
Physisch bedeutet Vorbereitung: Tierarzttermine wahrnehmen, Nüchternzeiten einhalten, Streß vermeiden. Psychisch: Ruhige Umgebung schaffen, vertraute Gegenstände bereithalten.
Nützlich sind auch: ein Body, Aufbaumittel, weiche Unterlagen, Schonfutter. Die Transportbox sollte bequem und warm sein.
Nach der OP empfiehlt sich Isolation von anderen Tieren für ein bis zwei Tage. Das Tier braucht Erholung, Schutz und Liebe.
Die Kastration oder Sterilisation einer Katze ist kein Tabuthema, sondern ein verantwortungsvoller Schritt. Wer sich informiert, kann Angst und Unsicherheit überwinden.
Mit dem richtigen Timing, einer guten Tierklinik und liebevoller Nachsorge schenken Sie Ihrem Tier ein gesünderes, stressfreieres Leben. Und Sie leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Eindämmung unkontrollierter Vermehrung.
Haustiere sind Familienmitglieder – sie verdienen Schutz, Fürsorge und kluge Entscheidungen.