Eine Vergiftung ist ein Zustand, bei dem giftige Stoffe in den menschlichen Körper gelangen und die Funktion von Organen und Systemen stören. Sie kann zu Hause, auf der Straße, bei der Arbeit oder im Alltag auftreten und erfordert sofortige Maßnahmen. Richtig geleistete Erste Hilfe vor der Ankunft des Rettungsdienstes kann Leben retten und das Risiko von Komplikationen erheblich verringern. Nicht immer ist sofort ärztliche Hilfe verfügbar, daher ist es wichtig, zu wissen, wie man in einer kritischen Situation richtig handelt. Detaillierte Empfehlungen wurden mit Unterstützung der Redaktion von Imowell.de zusammengestellt, um jedem zu helfen, im Notfall richtig zu reagieren.
Arten von Vergiftungen und ihre Besonderheiten
Je nach Art der Vergiftung sind unterschiedliche Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich. Ohne den genauen Stoff zu kennen, ist es wichtig, sich an den Symptomen und der Situation zu orientieren.
- Lebensmittelvergiftungen gehen häufig mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfen einher. Auslöser können verdorbene Lebensmittel, schlecht gegartes Fleisch oder verunreinigtes Wasser sein.
- Chemische Vergiftungen treten auf, wenn aggressive Substanzen wie Säuren, Laugen oder Lösungsmittel auf Haut oder in den Körper gelangen. Symptome hängen vom Stoff ab, beinhalten aber oft Verbrennungen, Atemprobleme oder Schwindel.
- Medikamentenvergiftungen entstehen durch Überdosierung oder falsche Einnahme. Mögliche Symptome: Schwäche, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle.
- Alkoholvergiftungen entstehen durch übermäßigen Konsum oder durch Methanol/Surrrogate. Typische Anzeichen: Koordinationsstörungen, langsame Atmung, Bewusstlosigkeit.
- Kohlenmonoxidvergiftungen verlaufen oft unbemerkt – Betroffene schlafen ein und wachen nicht mehr auf. Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Orientierungslosigkeit.
Jede Vergiftungsart erfordert ein bestimmtes Vorgehen – es gibt jedoch allgemeine Maßnahmen, die immer helfen können.
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Vergiftung
Vergiftungen sind potenziell lebensbedrohlich. Auch bei scheinbar leichten Symptomen sollte man handeln und diesen Ablauf einhalten:
- Gefahrenquelle entfernen oder sichern. Bei verdorbenen Lebensmitteln: sofortige Einnahme stoppen. Bei Chemikalien: Behälter schließen, Reste entfernen. Bei Gas: Fenster öffnen und Raum verlassen.
- Notarzt rufen. Adresse, Symptome, vermutete Ursache, Alter der betroffenen Person angeben.
- Beruhigen und betreuen. Panik verschlimmert die Situation. Betroffenen hinsetzen oder hinlegen, Frischluftzufuhr ermöglichen.
- Erbrechen nur gezielt auslösen. Bei Verätzungen (z. B. Säuren) ist Erbrechen gefährlich.
- Keine Milch oder Aktivkohle ohne sicheren Grund geben. Bei chemischer Vergiftung kann dies schaden.
Was tun bei Bewusstlosigkeit?
Bei Bewusstlosigkeit: Atmung und Puls kontrollieren. Fehlen diese, sofort mit Wiederbelebung beginnen. Wenn Atmung vorhanden ist – stabile Seitenlage, um Erstickungsgefahr durch Erbrochenes zu vermeiden.
Was ist streng verboten?
– Keine großen Mengen Flüssigkeit einflößen
– Keine Medikamente „auf Verdacht“ geben
– Notruf nicht hinauszögern, selbst bei schwachen Symptomen
– Keine „Magenreinigung“ ohne Kenntnisse versuchen
Erste Hilfe bei Lebensmittelvergiftung
Lebensmittelvergiftungen sind häufig und meist nicht lebensgefährlich – dennoch muss rasch gehandelt werden:
- Magen spülen. 2–3 Gläser lauwarmes Wasser trinken lassen und Erbrechen auslösen. Wiederholen, bis klares Wasser kommt.
- Sorbentien geben. Aktivkohle (1 Tablette pro 10 kg Körpergewicht) oder Smecta, Enterosgel usw.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr. In kleinen Schlucken – Wasser, süßer Tee.
- Ruhe und Beobachtung. Person hinlegen, zudecken, Umgebung ruhig halten.
- Körpertemperatur und Blutdruck prüfen. Bei Verschlechterung: Notruf wählen.
Wann ist ärztliche Hilfe nötig?
– Symptome halten länger als 24 Stunden
– Körpertemperatur über 38,5 °C
– Kinder oder ältere Menschen betroffen
– Blut im Stuhl oder Erbrochenem
– Krämpfe oder starke Bauchschmerzen
Erste Hilfe bei Medikamentenvergiftung
Eine Überdosis Medikamente ist sehr gefährlich – schnelles Handeln zählt.
- Einnahmemenge und Substanz herausfinden. Verpackung aufbewahren, für Ärzte bereithalten.
- Wenn noch möglich: Magen spülen. Nur innerhalb von 30–60 Minuten nach Einnahme.
- Sorbentien verabreichen. z. B. Polysorb, Smecta, Enterosgel.
- Zustand beobachten. Bei Verschlechterung sofort Notruf.
- Keine Gegengifte auf eigene Faust. Antidote können bei anderen Giften gefährlich sein.
Besonderheiten bei Kindern
Kinder reagieren empfindlicher – schon geringe Mengen sind gefährlich. Immer sofort ärztliche Hilfe holen, nicht selbst behandeln.
Erste Hilfe bei chemischer Vergiftung
Kontakt mit Säuren, Laugen oder Lösungsmitteln erfordert Vorsicht und schnelles Handeln.
- Raum lüften, frische Luft zuführen. Person ins Freie bringen.
- Direkten Kontakt vermeiden. Handschuhe, Atemschutz benutzen.
- Verätzte Hautstellen mit Wasser spülen. Mindestens 15 Minuten lang.
- Kein Erbrechen auslösen. Gefahr zusätzlicher innerer Verätzungen.
- Keine Milch geben. Verstärkt teilweise Aufnahme des Giftes.
Bei Einatmen toxischer Dämpfe
Sofortige Frischluftzufuhr, Person ruhig lagern. Keine Flüssigkeiten oder Nahrung verabreichen. Notarzt rufen!
Erste Hilfe bei Alkoholvergiftung
Alkoholvergiftungen sind lebensbedrohlich, besonders bei Jugendlichen oder Methanol-Vergiftung.
- Bewusstsein und Atmung prüfen. Falls keine vorhanden – sofortige Reanimation.
- Bei Bewusstsein: Wasser geben, Erbrechen auslösen.
- Stabile Seitenlage. Kopf polstern, Überwachung sicherstellen.
- Kein Kaffee oder Energiegetränke. Diese verschlechtern den Zustand.
- Sofort Notarzt rufen. Besonders bei Bewusstlosigkeit, langsamer Atmung.
Alkoholvergiftung bei Jugendlichen
Jugendliche sind besonders gefährdet. Schon geringe Mengen können kritisch sein – keine Verzögerung, sofort medizinische Hilfe.
Wenn Erste Hilfe Leben rettet
Situationen, in denen schnelles Handeln über Leben und Tod entscheidet:
– Kohlenmonoxidvergiftung
– Medikamenten- oder Opioidüberdosis
– Alkoholkoma
– Einnahme starker Gifte (Arsen, Säuren, Laugen)
– Kinder mit Medikamentenvergiftung
Hier zählt jede Minute – bloßes Abwarten ist tödlich. Notruf und Sofortmaßnahmen sind entscheidend.
Vergiftungen sind medizinische Notfälle, die umsichtiges und zielgerichtetes Handeln erfordern. Es gibt keine universelle Lösung, aber grundlegende Kenntnisse der Ersten Hilfe können den Schaden begrenzen. Wichtig ist nicht nur, richtig zu helfen, sondern auch nichts Falsches zu tun.
Das rasche Eingreifen, der Notruf und die Betreuung der betroffenen Person bis zum Eintreffen der Rettungskräfte können Leben retten. Dieses Wissen kann eines Tages entscheidend sein.