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Forscher finden gemeinsame genetische Grundlage für acht psychische Störungen

US-Forscher entdeckten eine gemeinsame genetische Grundlage von acht psychischen Störungen, darunter Autismus und Schizophrenie. Das erklärt ihre Überschneidungen.

US-Forscher entdeckten eine gemeinsame genetische Grundlage von acht psychischen Störungen, darunter Autismus und Schizophrenie. Das erklärt ihre Überschneidungen.

Wissenschaftler der University of North Carolina haben festgestellt, dass acht psychische Störungen auf gemeinsamen genetischen Ursachen beruhen. Dazu gehören Autismus, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Schizophrenie, bipolare Störung, schwere Depression, Tourette-Syndrom, Zwangsstörung (OCD) und Anorexie. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Cell.

Überlappung genetischer Varianten bei verschiedenen Erkrankungen

Die Studie ergab, dass bestimmte genetische Varianten gleichzeitig mit mehreren dieser Störungen in Verbindung stehen. Diese Varianten beeinflussen das Gehirn in unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Die von diesen Genen codierten Proteine interagieren stark miteinander. Strukturveränderungen können dabei Kaskadeneffekte in verschiedenen Hirnregionen auslösen.

Laut Genetiker Haesjung Won könnten solche Veränderungen in Schlüsselproteinen die gleichzeitige Entstehung mehrerer Störungen erklären.

Gemeinsame Mechanismen erklären Komorbidität

Die Forscher erklären, dass gemeinsame genetische Grundlagen die häufige Komorbidität bei psychischen Erkrankungen plausibel machen. Etwa 70 % der Menschen mit Autismus oder ADHS erhalten mindestens eine weitere psychiatrische Diagnose. Die Untersuchung sogenannter pleiotroper Gene — Gene, die mehrere Merkmale oder Krankheiten beeinflussen — zeigt Zusammenhänge im neurologischen System.

Bereits 2019 wurden 109 Gene identifiziert, die mit mehreren Störungen in Zusammenhang stehen. Die aktuelle Studie erweitert diese Erkenntnisse deutlich.

683 genetische Varianten und ihre Wirkweise

Im Rahmen der Analyse untersuchten die Forscher rund 18.000 genetische Varianten. Davon wurden 683 gefunden, die die Genaktivität im sich entwickelnden Gehirn regulieren. Diese Varianten wirken in verschiedenen Zelltypen des Gehirns, interagieren mit zahlreichen Proteinen und steuern essenzielle Prozesse während der Gehirnentwicklung.

Einige dieser Varianten wirken universell und erhöhen gleichzeitig das Risiko für mehrere psychische Störungen.

Neue Ansätze für therapeutische Entwicklungen

Das Verständnis der pleiotropen Genmechanismen eröffnet neue Perspektiven für die Behandlung. Künftige Therapien könnten gezielt auf diese gemeinsamen genetischen Grundlagen wirken und so bei mehreren Erkrankungen gleichzeitig helfen.

Laut WHO leidet weltweit etwa jeder achte Mensch an psychischen Erkrankungen. Die neuen genetischen Erkenntnisse könnten daher in der medizinischen Praxis breite Anwendung finden.

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