Viele Menschen in Deutschland genießen derzeit noch die letzten warmen Herbsttage, doch Meteorologen warnen bereits: Der Winter könnte in diesem Jahr außergewöhnlich streng werden. Grund dafür ist ein geschwächter Polarwirbel, der laut Prognosen bereits im Dezember zu massiven Kälteeinbrüchen führen könnte. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Еuronews.
Ein Polarwirbel ist ein großräumiges Windsystem in der Stratosphäre über dem Nordpol. Wenn dieser Wirbel stark bleibt, sorgt er in Mitteleuropa in der Regel für milde Winter. Doch in diesem Jahr zeigen Berechnungen, dass er ungewöhnlich schwach ausgeprägt ist. Dadurch verändert sich die Luftzirkulation – kalte arktische Luftmassen können leichter nach Süden vordringen, während warme Luft aus dem Süden nach Norden strömt.
Meteorologen bezeichnen diese Wetterlage als meridional. Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit langanhaltender Kältewellen in Deutschland deutlich. Ähnliche Bedingungen führten bereits im Winter 1978/79 zu massiven Schneefällen, Sturmfronten und zweistelligen Minusgraden – einem Winter, der als einer der härtesten des 20. Jahrhunderts in Erinnerung blieb.
Auch das US-amerikanische National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) prognostiziert für die kommenden Monate eine anhaltende La-Niña-Phase. Dieses natürliche Klimaphänomen sorgt regelmäßig für kühlere Temperaturen in weiten Teilen Westeuropas. Es entsteht, wenn sich die Wassertemperaturen im zentralen und östlichen Pazifik deutlich unter dem Durchschnitt bewegen – das Gegenteil des bekannten El-Niño-Effekts.
La Niña und El Niño beeinflussen das globale Wettergeschehen erheblich. Beide Phasen verändern die Verteilung von Luftdruck und Niederschlag, was zu extremen Wetterlagen führen kann – von Dürren über Überschwemmungen bis zu außergewöhnlich kalten Wintern. Für Mitteleuropa bedeutet die aktuelle Konstellation laut Experten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für frühe Schneefälle, Frostperioden und langanhaltende Kälte.
In den Alpen könnte das Phänomen sogar für eine besonders schneereiche Saison sorgen. Für Wintersportregionen wäre dies eine gute Nachricht, für den Straßenverkehr und Energieverbrauch jedoch eine Herausforderung.
Meteorologen warnen, dass sich die Lage ab Mitte November zuspitzen könnte. Ob Deutschland tatsächlich ein Jahrhundertwinter bevorsteht, hängt jedoch davon ab, ob sich der Polarwirbel weiter abschwächt – oder sich wieder stabilisiert.