Mehr als vier Jahrzehnte nach dem gewaltsamen Tod der jungen Krankenpflegerin Maria Köhler aus Aschaffenburg gibt es einen Durchbruch: Ermittler des Cold-Case-Teams haben einen 66-jährigen Mann festgenommen, der seit Jahren unter Verdacht stand. Neue DNA-Spuren vom Tatort erhärten nun die Vorwürfe gegen ihn. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf ВR.
DNA-Treffer auf dem Tatwerkzeug
Das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) untersuchte erneut den Schal, mit dem Maria Köhler im Juli 1984 erwürgt wurde. Laut Staatsanwaltschaft Aschaffenburg fanden die Experten DNA-Material, das „mit nahezu absoluter Sicherheit“ dem festgenommenen Mann zugeordnet werden konnte. Zuvor hatte bereits die Zeitung Main-Echo über den entscheidenden Laborfund berichtet.
Die Auswertung gilt als einer der wichtigsten Beweise im jahrzehntelang ungeklärten Fall. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Verdächtige direkten Kontakt zum Schal hatte – womöglich während der Tat.
Festnahme nach über 40 Jahren in der Türkei
Der 66-Jährige wurde im September in der Türkei festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Laut Staatsanwaltschaft Aschaffenburg hat er die Tat bereits eingeräumt. Er sitzt nun in Untersuchungshaft wegen des Verdachts auf Mord. Ein Zeitpunkt für die Anklageerhebung steht noch nicht fest.
Nach Angaben der Ermittler soll der Mann nach der Tat 1984 aus Frankfurt am Main in die Türkei geflohen sein, wo er geboren wurde. Seine Spur verlor sich zunächst im Flughafen Frankfurt. Jahrzehntelang suchte die Polizei weltweit nach ihm.
Eifersucht als mögliches Tatmotiv
Maria Köhler, damals 19 Jahre alt, wurde am 30. Juli 1984 im Altenheim von Aschaffenburg tot aufgefunden. Schon kurz nach der Tat vermuteten die Ermittler, dass ihr ehemaliger Freund der Täter sein könnte. Die junge Frau hatte sich kurz zuvor von dem 25-Jährigen getrennt und eine Beziehung zu einem US-Soldaten begonnen, der in Hanau stationiert war. Ermittler vermuten heute, dass Eifersucht das Motiv war.
Der mutmaßliche Täter lebte nach seiner Rückkehr nach Deutschland unter falschem Namen, angeblich zusammen mit seiner deutschen Ehefrau. Nach Erkenntnissen der Behörden hatte er sein türkisches Staatsbürgerrecht verloren, da er sich dem Wehrdienst verweigerte.
Leben unter falscher Identität und entscheidender Hinweis
Nach Polizeiangaben lebte der Mann rund 16 Jahre unauffällig in Aschaffenburg, bevor er erneut in die Türkei übersiedelte. Erst ein Zeugenhinweis führte die Ermittler wieder auf seine Spur. Für diese entscheidende Information zahlte die Polizei eine Belohnung von 10 000 Euro – die höchste Summe, die in Deutschland zur Ergreifung eines Mörders ausgesetzt werden kann.
Mit den nun vorliegenden DNA-Ergebnissen scheint der jahrzehntelang ungelöste Fall kurz vor seiner gerichtlichen Aufklärung zu stehen.