Die Deutsche Bahn hat in Berlin ihren neuen Fernzug ICE L vorgestellt. Das Modell soll ab Mitte Dezember 2025 im Linienverkehr eingesetzt werden – mehr als ein Jahr später als ursprünglich geplant. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Тagesschau.
Bei der Präsentation am Berliner Ostbahnhof betonte Bahnchefin Evelyne Palla, die seit Ende September als erste Frau an der Spitze des Konzerns steht, den Anspruch des Unternehmens: „Wir wollen Menschen nicht nur befördern, sondern begeistern.“ Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hob die sichtbaren Verbesserungen des neuen Zugtyps hervor.
Der ICE L zeichnet sich durch barrierefreie Einstiege ohne Stufen aus. Damit können Reisende mit Rollstuhl oder Kinderwagen erstmals auf Fernverkehrsstrecken ohne Hilfe zusteigen. Auch das Interieur wurde überarbeitet: größere Fenster, die den Mobilfunkempfang verbessern, sowie ein Beleuchtungssystem, das sich automatisch der Tageszeit anpasst. Laut Deutsche Bahn verfügt der ICE L über den größten Familienbereich innerhalb der ICE-Flotte.
Gefertigt wird der Zug vom spanischen Hersteller Talgo. Insgesamt hat die Deutsche Bahn 79 Einheiten bestellt, jeweils mit rund 560 Sitzplätzen. Die Wagen sind kleiner als bisherige Modelle, was laut Bahn für mehr Ruhe und Privatsphäre sorgen soll. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 230 Kilometer pro Stunde – langsamer als die bisherigen ICE-Generationen, die bis zu 300 km/h erreichen.
Der erste Einsatz ist auf der Strecke Köln–Berlin ab dem 14. Dezember 2025 vorgesehen. Ab Mai 2026 sollen die Züge zusätzlich zwischen Berlin, Hamburg und Westerland verkehren, weitere Verbindungen – etwa in die Region Allgäu – folgen im Sommer.
Die Einführung des ICE L hatte sich verzögert. Gründe waren Lieferprobleme beim Hersteller sowie längere Test- und Zulassungsverfahren. Trotz der Verspätung erwartet die Deutsche Bahn durch den neuen Zug auch Fortschritte bei der Pünktlichkeit: Im September kamen nur 55,3 Prozent aller ICE- und IC-Züge planmäßig ans Ziel. „Jeder neue Zug stabilisiert den Betrieb“, erklärte Palla. Auch DB-Fernverkehrschef Michael Peterson betonte den geringeren Wartungsaufwand und die höhere Zuverlässigkeit der neuen Baureihe.
Lob kam von der Deutschen Umwelt- und Verkehrs-Verband (VCD). Besonders die verbesserte Zugänglichkeit sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte VCD-Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann. Dennoch bleibe Nachholbedarf: Nur Bahnsteige mit einer Höhe von 76 Zentimetern ermöglichten den stufenlosen Einstieg. Auf niedrigeren Plattformen seien weiterhin externe Hebesysteme oder andere Hilfsmittel nötig.