Am 24. September 2025 machte die Bundestagsabgeordnete Hanna Steinmüller Geschichte, indem sie als erste Abgeordnete im Bundestag mit ihrem Baby auf der Tribüne sprach. Ihre Präsenz auf der politischen Bühne wurde als „wilder Tag“ bezeichnet, wobei das Baby ruhig in der Tragevorrichtung schlief.
Die Abgeordnete der Grünen, Hanna Steinmüller, hielt eine Rede über das Bauhaushalt des Ministeriums für Bauwesen, während sie ihr Baby in einer Tragevorrichtung trug. Laut dem Bundestag sei dieser Moment historisch. „Erstmals stand eine Abgeordnete des Bundestages mit einem Baby hinter dem Rednerpult“, hieß es in einem Instagram-Post des Parlaments. Das Baby, das im Dezember 2024 geboren wurde, war bereits bei der Haushaltsdebatte im März im Plenarsaal anwesend und hatte dort die Debatten ruhig verfolgt.
Steinmüller, die ihre Schwangerschaft im Dezember verkündete, setzte sich für eine größere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Ihre Rede war nicht nur ein politischer Akt, sondern ein symbolischer Schritt in Richtung Gleichstellung der Elternschaft im Bundestag. Die 32-jährige Politikerin aus Berlin-Mitte ist seit 2021 Abgeordnete im Bundestag. „Ein verrückter Tag“, schrieb sie auf Instagram. „Wir freuen uns darauf, dass er bald endet, aber morgen werde ich einige Gedanken über die Balance zwischen Arbeit und Leben teilen.“

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner unterstützte Steinmüllers Aktion ebenfalls. In einem Instagram-Post kommentierte sie, dass die Vereinbarkeit von Muttersein und Arbeit sehr gut gelungen sei und dass es bei besonderen Umständen gerechtfertigt sei, Babys in den Plenarsaal zu lassen.
Wiederbelebung der Debatte über Babys im Plenarsaal
Die Diskussion um Babys im Plenarsaal hat in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen gesorgt. So kam es 2009 zu einem Streit, als drei Abgeordnete mit ihren Babys an den hinteren Rand des Plenarsaals geschickt wurden. Baden-Württemberg führte 2014 als erstes deutsches Bundesland eine Elternzeitregelung für Abgeordnete ein. Im Jahr 2015 gab es einen „Babyboom“ unter den Grünen im Bundestag. 2018 musste die Thüringer Abgeordnete Madeleine Henfling den Plenarsaal verlassen, weil sie mit ihrem Kind dort war.
Im Jahr 2017 wurde im Bundestag ein Spielzimmer eingerichtet, nachdem Mitglieder der Initiative „Eltern in der Politik“ dafür gekämpft hatten. Zu den Gründern dieser Initiative gehörten die ehemalige Familienministerin Christine Schröder (CDU), Katja Kipping (Die Linke) und Franziska Brantner (Grüne).