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Johannistag in Deutschland – wie der Tag des Johannes des Täufers gefeiert wird und wo die Bräuche an Iwan Kupala erinnern

Johannistag in Deutschland wird regional mit Ritualen gefeiert, die stark an das ukrainische Fest Iwan Kupala erinnern – mit Feuer, Kräutern und Wasser.

Johannistag in Deutschland wird regional mit Ritualen gefeiert, die stark an das ukrainische Fest Iwan Kupala erinnern – mit Feuer, Kräutern und Wasser.

Jedes Jahr im Juni, rund um den 24., erwachen in vielen Dörfern und Kleinstädten Deutschlands alte Bräuche zum Leben – sie gehören zum Johannistag, dem Fest des Johannes des Täufers. Für viele Deutsche ist es ein religiöser Tag, doch in einigen Regionen wird er mit Feuern, Tänzen, Kräutern und sogar Wahrsagerei gefeiert – ganz ähnlich wie das ukrainische Fest Iwan Kupala. Wie die Redaktion von Imowell.de berichtet, wächst das Interesse an solchen Festen nicht nur unter Deutschen, sondern auch in der ukrainischen Diaspora. Besonders im Rahmen des kulturellen Austauschs und des wachsenden Bewusstseins für europäische Gemeinsamkeiten erleben diese Traditionen ein echtes Comeback. In diesem Artikel schauen wir uns an, wie Johannistag gefeiert wird, woher die Symbole stammen und welche deutschen Regionen überraschend ähnliche Bräuche wie das ukrainische Kupala-Fest pflegen.

Die Entstehungsgeschichte des Johannistags

Der Johannistag (Johannistag) wird traditionell am 24. Juni gefeiert und ist dem Geburtstag von Johannes dem Täufer gewidmet – einer der zentralen Figuren des Christentums. Das Datum wurde gewählt, weil Johannes laut Evangelium sechs Monate vor Jesus geboren wurde. Der Tag markiert somit fast genau die Mitte des Jahres und liegt kurz nach der Sommersonnenwende.

Die Ursprünge des Festes in Deutschland reichen bis ins frühe Mittelalter zurück. Schon im 9. und 10. Jahrhundert wurde der Tag in Klöstern und kirchlichen Gemeinden als bedeutender Feiertag begangen. In der katholischen Tradition steht Johannistag für Reinigung, geistige Erneuerung und das Aufblühen der Natur.

Doch auch heidnische Wurzeln spielen eine große Rolle. Lange vor der Christianisierung verehrten germanische Stämme die Sonne und feierten den Zyklus der Natur mit Feuerritualen. Mit dem Aufkommen des Christentums wurden viele dieser Rituale in christliche Bräuche integriert. Deshalb stehen die Johannisfeuer symbolisch sowohl für Reinigung als auch für die Kraft der Sonne.

Im Laufe der Zeit wurde Johannistag Teil des Volksglaubens, vor allem in ländlichen Regionen. Man glaubte, dass in der Johannisnacht Wunder geschehen könnten, gute Geister unterwegs seien und heilende Pflanzen ihre stärkste Kraft entfalten. Diese Glaubensvorstellungen sind bis heute lebendig geblieben – wenn auch in abgeschwächter Form.

Wie Johannistag in Deutschland gefeiert wird

Die heutige Feier des Johannistags variiert je nach Region, bleibt aber im Kern traditionell. Besonders in ländlichen Gegenden Bayerns, Baden-Württembergs, Thüringens und Sachsens wird er mit Feuern, Festen und Bräuchen begangen.

Zentrales Element ist das Johannisfeuer. Es symbolisiert Reinigung und Schutz. Junge Menschen springen oft zu zweit oder einzeln über die Flammen – ein Brauch, der Glück bringen und böse Geister vertreiben soll. Dieser Brauch ist dem Feuersprung beim ukrainischen Iwan Kupala sehr ähnlich.

In vielen Regionen gibt es auch Märkte und Musikveranstaltungen. In Bayern wird traditionell der Johanniskuchen gebacken – ein Kräuterkuchen mit Johanniskraut, Kamille und Minze, die genau zu dieser Zeit gesammelt werden. Man glaubt, dass diese Kräuter in der Johannisnacht besonders heilkräftig sind.

Kinder basteln Blumenkränze und nehmen an Laternenumzügen teil. In manchen Dörfern gibt es sogar Tänze auf Wiesen oder am Flussufer. Der Kranz steht – genau wie in der Ukraine – für Reinheit, Jugend und die Verbundenheit mit der Natur.

Außerdem finden in vielen Gemeinden Segnungen von Kräutern und Feldern statt – ein Überbleibsel älterer Fruchtbarkeitsrituale, die mit christlichen Symbolen überlagert wurden.

Johannistag und Ivan Kupala – wo die Bräuche ähnlich sind

Auf den ersten Blick scheinen Johannistag und Iwan Kupala zwei völlig unterschiedliche Feste zu sein – das eine katholisch, das andere slawisch-heidnisch. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Beide Feste finden zur gleichen Zeit statt und teilen viele Elemente – Feuer, Wasser, Kräuter, Wahrsagerei.

In Süddeutschland, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, gibt es viele Bräuche, die stark an Kupala erinnern.

Liste deutscher Regionen mit Kupala-ähnlichen Bräuchen:

  • Bayern – Johannisfeuer, Sprung über Flammen, Kräuterkränze
  • Thüringen – Feierlichkeiten am Wasser mit Tänzen und Liedern
  • Baden-Württemberg – Umzüge mit Feuer, Kräuterweihe
  • Sachsen – Sammeln von „Johanniskraut“ in der Johannisnacht
  • Franken – alte Wahrsagebräuche und mystische Rituale

Besonders im Schwarzwald (Schwarzwald) gibt es Regionen, in denen junge Leute auf Wiesen tanzen, Kränze flechten und sie auf Flüssen schwimmen lassen – ganz wie beim ukrainischen Kupala-Fest. Auch in der Oberpfalz (Oberpfalz) versammelt sich die Jugend, um gemeinsam Johannisfeuer zu entzünden und darüber zu springen.

In Bayern kennt man noch heute das „Johanniskraut“ – ein Symbol für Schutz und Reinigung. Es wird in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni gesammelt, genauso wie in der Ukraine bei Kupala die sogenannten „Zauberkräuter“ gepflückt werden.

Auch die ukrainische Gemeinschaft in Deutschland bringt frischen Wind in diese Bräuche. In Städten wie Leipzig und Dresden organisiert die Diaspora eigene „Kupala-Nächte“, zu denen nicht nur Ukrainer, sondern auch viele neugierige Deutsche kommen. Diese Veranstaltungen vereinen deutsche und ukrainische Elemente zu einem gemeinsamen Fest der Natur, des Feuers und der Verbindung zwischen Mensch und Erde.


Johannistag in Deutschland ist weit mehr als nur ein Tag im kirchlichen Kalender. In vielen Regionen lebt er als Fest mit Wurzeln in vorchristlicher Zeit, mit Feuer, Tanz und Naturmagie. Besonders im Süden und Osten Deutschlands finden sich viele Rituale, die verblüffend an das ukrainische Iwan-Kupala-Fest erinnern. Für Ukrainer in Deutschland ist das eine wunderbare Möglichkeit, ein Stück Heimat zu erleben, während Deutsche durch den interkulturellen Austausch alte Bräuche neu entdecken können.

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