Manchmal stellen wir fest, dass unsere Hände oder Finger taub werden. Das kann beim Schlafen, in unbequemer Haltung oder bei längerer Arbeit am Computer passieren. In den meisten Fällen schenken wir dem keine große Beachtung. Doch wie die Redaktion von Imowell.de betont, kann häufige oder anhaltende Taubheit auf versteckte Gesundheitsprobleme hinweisen. In diesem Artikel beleuchten wir ausführlich, wie Taubheitsgefühle entstehen, wie sie behandelt werden und was passiert, wenn man sie ignoriert.
Hauptursachen für Taubheitsgefühle in den Händen
Taubheitsgefühle können vorübergehend oder chronisch sein. Sie hängen meist mit Durchblutungsstörungen, Nervenkompression, Problemen mit der Wirbelsäule oder Autoimmunprozessen zusammen. Tritt das Symptom regelmäßig auf – etwa nachts oder in Ruhe – ist Vorsicht geboten. Auch der Lebensstil spielt eine Rolle: Bewegungsmangel, unergonomischer Arbeitsplatz oder schlechte Gewohnheiten verschlimmern die Beschwerden.
Nerveneinklemmung
Wenn Nerven eingeklemmt werden, kommt es zu teilweisem oder vollständigem Gefühlsverlust. Ursachen können Halswirbelsäulenprobleme, Verletzungen oder Belastungen im Hand- oder Schulterbereich sein. Typisch sind Kribbeln, Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit – vor allem bei Büroangestellten, Fahrern oder Menschen mit schwerer körperlicher Arbeit.
Durchblutungsstörungen
Gestörter Blutfluss führt zu Sauerstoffmangel im Gewebe. Ursachen sind Gefäßverengung, Thrombosen, Arteriosklerose oder das Raynaud-Syndrom. Meist sind die Finger betroffen, besonders bei Kälte. Durchblutungsprobleme können auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinweisen.
Nächtliche Taubheit: Wie gefährlich ist sie und warum tritt sie auf?
Viele Menschen bemerken, dass ihre Hände vor allem nachts taub werden. Im Liegen kommt es häufig zu Kompressionen von Nerven oder Blutgefäßen. Wenn dies jedoch regelmäßig geschieht, liegt möglicherweise eine chronische Erkrankung vor. Der Schlaf sollte der Erholung dienen – wird er gestört, leidet die Lebensqualität.
Wiederkehrende nächtliche Taubheit beeinträchtigt den Schlaf, führt zu Reizbarkeit und langfristig zu Muskel- und Gelenkproblemen. Oft steckt ein Karpaltunnelsyndrom oder eine diabetische Neuropathie dahinter.
Karpaltunnelsyndrom
Hierbei wird der Medianusnerv im Handgelenk eingeklemmt. Es kommt zu Taubheit im Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Unbehandelt kann sich die Handmuskulatur zurückbilden, und die Griffkraft lässt nach.
Diabetische Neuropathie
Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel zerstört Nervenfasern. Das führt zu Kribbeln, Brennen und Taubheitsgefühlen – besonders in Händen und Füßen. Oft ist dies ein frühes Anzeichen für Typ-2-Diabetes.
Einfluss der Halswirbelsäule auf die Hände
Die Halswirbelsäule steuert die Nervenversorgung der Arme. Bei Osteochondrose können Bandscheiben abflachen und Nervenwurzeln gereizt werden. Die Folge: Taubheit, Schwäche, Schmerzen in den Armen. Beschwerden treten vor allem bei Kopfneigung oder einseitiger Belastung auf.
Bandscheibenvorfall
Ein Vorfall in der Halswirbelsäule führt zur Nervenkompression mit Schmerzen in Schulter und Kopf sowie Kraftverlust. Frühzeitig erkannt, helfen Physiotherapie, Massage, Wärme. Bei schweren Fällen ist eine Operation nötig.
Spondylose
Degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule führen zur Bildung von Knochenwucherungen (Osteophyten), die auf Nerven drücken und Taubheit, Kribbeln oder Steifheit in den Armen auslösen.
Krankheiten, bei denen Hände taub werden
Einige systemische Erkrankungen betreffen direkt das Nervensystem oder den Blutfluss, was zu chronischer Taubheit führt. Dazu zählen Diabetes mellitus, Multiple Sklerose, Schlaganfälle, rheumatoide Arthritis oder Herzerkrankungen.
Frühe Erkennung ist entscheidend, um bleibende Schäden zu vermeiden. Taubheit kann das erste Warnzeichen für eine dieser Erkrankungen sein.
Diabetes mellitus
Anhaltend hoher Blutzucker zerstört kleine Blutgefäße und Nerven, was zu chronischer Taubheit und Sensibilitätsverlust führt. Eine stabile Blutzuckerkontrolle beugt Folgeschäden vor.
Multiple Sklerose
Bei MS greift das Immunsystem die Nervenisolierung (Myelin) an. Es kommt zu Taubheitsgefühlen, meist einseitig, oft kombiniert mit Sehstörungen, Koordinationsproblemen und Müdigkeit.
Wann Taubheit ein Notfall ist
Nicht jede Taubheit ist harmlos. Tritt sie plötzlich auf, betrifft beide Hände oder ist mit Sprachstörungen, Schwindel oder Lähmungen verbunden, muss sofort medizinische Hilfe geholt werden. Auch chronisch wiederkehrende Taubheit ohne ersichtlichen Auslöser erfordert eine neurologische Abklärung.
Alarmzeichen
- Plötzliche beidseitige Taubheit
- Sprachprobleme
- Koordinationsverlust
- Muskelschwäche
- Verwirrtheit oder Bewusstseinsverlust
Diagnostik
Zur Abklärung gehören MRT der Halswirbelsäule, Ultraschall der Gefäße, Elektromyographie, Blutanalysen. Involvierte Fachrichtungen: Neurologie, Endokrinologie, Kardiologie. Je früher die Ursache erkannt wird, desto besser die Prognose.
Behandlung: Übungen, Medikamente, Prävention
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Bei harmlosen Fällen reichen Haltungsänderung, Bewegung und Übungen. Bei Erkrankungen sind Medikamente, Physiotherapie oder Operationen notwendig.
Ziel ist die Wiederherstellung der Nervenfunktion und Durchblutung sowie die Behandlung der Grunderkrankung.
Bewegung und Physiotherapie
Regelmäßige Dehnübungen, Schulterkreisen und Nackenmobilisation fördern den Blutfluss. Ergotherapie, Massage und Elektrotherapie unterstützen die Heilung.
Medikamente
Eingesetzt werden B-Vitamine, Nervenschutzmittel, entzündungshemmende Präparate, durchblutungsfördernde Mittel oder Blutzuckersenker bei Diabetes. Bei osteochondrotischen Beschwerden helfen Schmerzmittel und Muskelrelaxantien.
Was passiert, wenn man Taubheit ignoriert?
Ohne Behandlung drohen schwerwiegende Folgen: Muskelabbau, Koordinationsstörungen, Einschränkung im Alltag bis hin zur dauerhaften Behinderung. Bei Nervenschäden wird der Zustand oft irreversibel.
Besonders gefährlich ist es, Taubheit bei Schlaganfällen oder Diabetes zu unterschätzen. Die Zeit spielt eine entscheidende Rolle.
Gefühlsverlust
Unbehandelte Taubheit führt zur Desensibilisierung: Berührungen, Temperatur und Schmerzreize werden nicht mehr wahrgenommen. Das erhöht das Verletzungsrisiko.
Durchblutungsprobleme
Langfristige Minderdurchblutung kann Gewebe absterben lassen – besonders bei Diabetikern. Im Extremfall droht Amputation.
Vorbeugung: Was man gegen taube Hände tun kann
Vorbeugen ist besser als Heilen. Wer auf Wirbelsäule, Nerven und Gefäße achtet, kann viel erreichen. Dazu gehören Bewegung, Ergonomie, Stressvermeidung und medizinische Checks.
Aktive Pausen, Rückentraining, gute Schlafhaltung und gesunde Ernährung reduzieren die Wahrscheinlichkeit von Beschwerden.
Gute Gewohnheiten
- Orthopädisches Kopfkissen verwenden
- Arbeit am PC regelmäßig unterbrechen
- Blutzucker und Blutdruck kontrollieren
- Haltung verbessern
- Handgymnastik machen
Wann zum Arzt?
Wenn Taubheit öfter als einmal pro Woche auftritt, länger als 10 Minuten dauert oder Schmerzen hinzukommen, sollte man einen Arzt aufsuchen. Besser früh als zu spät.
Taubheitsgefühle in den Händen sind mehr als ein unangenehmes Gefühl – sie können ein Warnsignal des Körpers sein. Wer solche Symptome regelmäßig erlebt, sollte sie ernst nehmen. Durch rechtzeitige Diagnose, Behandlung und Lebensstiländerung lässt sich die Lebensqualität deutlich verbessern und schwere Folgen vermeiden. Achte auf die Signale deines Körpers – sie sprechen für deine Gesundheit.