Im Sommer, wenn die Hitze den Frühlingswind ablöst, scheint es, als würden Erkältungen und andere Halskrankheiten verschwinden. Doch wie die Praxis zeigt, kennt Angina keine Jahreszeiten. Ja, selbst an einem heißen Tag kann man mit starken Halsschmerzen und Fieber aufwachen. Wie die Redaktion von Imowell.de berichtet, sind es gerade die Sommermonate, in denen viele Menschen mit dieser unerwarteten Diagnose konfrontiert werden – vor allem nach dem Einsatz von Klimaanlagen und dem Genuss kalter Getränke. In diesem Artikel erklären wir, wie Angina im Sommer entsteht, wie sie sich von winterlicher Angina unterscheidet, wie man sie behandelt und worauf man achten sollte.
Warum kann man im Sommer Angina bekommen?
Auf den ersten Blick sollte heißes Wetter uns vor Erkältungskrankheiten schützen. Doch Angina ist eine infektiöse Entzündung der Mandeln, die nicht nur durch Unterkühlung, sondern auch durch andere Faktoren ausgelöst werden kann.
Erstens werden im Sommer häufig Klimaanlagen eingeschaltet. Wer sich unter einem direkten Kältestrom aufhält, insbesondere mit nassem Haar oder nach dem Duschen, schwächt das lokale Immunsystem im Halsbereich. Zweitens führt der häufige Konsum von kalten Getränken oder Eis zu einem abrupten Temperaturabfall im Mundraum, was Entzündungen fördern kann. Auch plötzliche Temperaturwechsel spielen eine Rolle: Von draußen mit 30 °C geht man in ein Zimmer mit 18 °C – der Körper schafft die Anpassung nicht immer rechtzeitig.
Darüber hinaus reisen wir im Sommer oft, erleben Stress oder ändern unsere Ernährung – all das schwächt das Immunsystem. Sind Bakterien wie Streptokokken bereits im Körper vorhanden, können sie sich durch die geschwächte Immunabwehr aktivieren und eine Angina auslösen. Auch Allergien spielen eine Rolle: Pollenflug und trockene Luft reizen die Schleimhäute und machen sie anfälliger.
Die Rolle von Keimen und Viren bei Sommer-Angina
Bakterien sind die Hauptverursacher von Angina, auch im Sommer. Am häufigsten sind Beta-hämolytische Streptokokken der Gruppe A, Staphylokokken und Pneumokokken beteiligt. Manchmal ist Angina auch viraler Natur – zum Beispiel durch Herpesviren oder Adenoviren.
Der Körper kann Träger dieser Keime sein, ohne krank zu werden – bis das Immunsystem geschwächt ist. Virale Angina verläuft meist milder, erfordert aber ebenfalls Aufmerksamkeit.
Wie erkennt man Angina bei heißem Wetter?
Das Hauptsymptom ist starker, stechender Schmerz im Hals – besonders beim Schlucken. Im Sommer wird das oft mit Reizungen durch Klimaanlagen oder Allergien verwechselt. Deshalb sollte man auf zusätzliche Symptome achten.
Häufig treten Fieber bis zu 38–39 °C, Schüttelfrost, Schwäche und Gliederschmerzen auf. Auf den Mandeln zeigen sich eitrige Beläge oder weißer Film. Die Lymphknoten unter dem Kiefer schwellen an und schmerzen. Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen kommen oft hinzu.
Anders als bei Pharyngitis oder Erkältungen fehlen meist Schnupfen und Husten. Ist das der Fall, handelt es sich womöglich eher um eine andere Atemwegserkrankung.
Abgrenzung zu anderen Halskrankheiten
Pharyngitis, Laryngitis und Tonsillitis werden oft mit Angina verwechselt. Bei Pharyngitis sind die Schmerzen milder, die Mandeln normal groß, Fieber fehlt meist. Bei Laryngitis ist vor allem die Stimme betroffen – sie wird heiser oder verschwindet ganz. Tonsillitis kann chronisch verlaufen und muss nicht mit hohem Fieber einhergehen.
Daher sollte man bei starken Halsschmerzen im Sommer und Fieber unbedingt ärztlichen Rat einholen.
Wie behandelt man Angina im Sommer?
Die Behandlung einer Sommer-Angina erfordert besondere Sorgfalt. Einerseits ist Bettruhe nötig, andererseits sollte man Überhitzung vermeiden. Die Hitze ändert nichts an der Notwendigkeit einer vollständigen Therapie.
Bei bakterieller Angina werden Antibiotika verschrieben – meist Penicilline (z. B. Amoxicillin), bei Allergien auch Makrolide oder Cephalosporine. Der vollständige Einnahmezyklus ist entscheidend, auch wenn die Symptome schnell nachlassen.
Lokal wird mit antiseptischen Spülungen (z. B. Furacilin, Chlorhexidin, Salzlösung) behandelt. Sprays und Lutschtabletten mit Schmerzstillern und Desinfektionsmitteln helfen zusätzlich.
Ausreichend Flüssigkeit ist wichtig – bevorzugt warm (Tee, Wasser, Kompott). Die Nahrung sollte weich sein und den Hals nicht reizen.
Antibiotika im Sommer – was beachten?
Bei Hitze können Antibiotika Nebenwirkungen wie vermehrtes Schwitzen, Verdauungsprobleme und Schwäche verursachen. Man sollte sie nur nach ärztlicher Anweisung einnehmen, mit viel Wasser und nicht auf nüchternen Magen.
Probiotika helfen, die Darmflora zu stabilisieren. Nach der Behandlung sollte man sich vitaminreich ernähren – Gemüse, Früchte, leichte Kost.
Was man bei Angina im Sommer nicht tun sollte
Trotz scheinbar harmloser Symptome ist Angina eine ernsthafte Erkrankung. Fehler in der Behandlung können zu Komplikationen führen.
Man sollte niemals Antibiotika eigenständig absetzen oder sich ohne Arzt behandeln. Körperliche Belastung ist während einer Angina gefährlich – das Risiko für Herzkomplikationen steigt. Kalte Getränke verschlimmern die Entzündung.
Alkohol und Zigaretten sind tabu – sie reizen die Schleimhäute zusätzlich. Auch Zugluft und plötzliche Temperaturschwankungen sollte man meiden.
Was falsche Behandlung auslösen kann
Ignoriert man Symptome oder schleppt die Krankheit auf den Beinen durch, drohen schwerwiegende Folgen wie Rheuma, Nierenentzündung oder Myokarditis. Komplikationen können selbst Wochen nach dem Abklingen auftreten.
Deshalb muss Angina nicht nur oberflächlich, sondern vollständig behandelt werden.
Ist Angina im Sommer ansteckend?
Viele glauben fälschlich, dass man sich im Sommer nicht mit Angina anstecken kann. Doch sie wird durch Tröpfcheninfektion übertragen – etwa beim Küssen oder durch gemeinsame Utensilien.
Auch im Sommer sind Viren und Bakterien aktiv – vor allem in klimatisierten Räumen mit schlechter Belüftung. Hygiene ist deshalb entscheidend.
Infizierte sollten eigene Handtücher und Geschirr benutzen, möglichst isoliert werden. Regelmäßiges Lüften und Desinfizieren hilft.
Risikogruppen
Kinder, Senioren, Menschen mit schwachem Immunsystem oder chronischen Erkrankungen sind besonders anfällig. Auch Reisende oder gestresste Menschen mit Klimawechseln gehören zur Risikogruppe.
Wie kann man Angina im Sommer vorbeugen?
Vorbeugung beginnt mit Schutz vor Kälte und Infektionen. Kalte Getränke, Klimaanlagen und abrupte Temperaturwechsel sollten vermieden werden.
Gurgeln mit Wasser, das schrittweise kühler wird, kann die Schleimhäute abhärten. Vitamine, Schlaf und frische Luft stärken das Immunsystem.
Händewaschen ist essenziell. In der Allergiesaison hilft das Spülen von Nase und Rachen.
Ernährung und Lebensstil
Eine eiweißreiche, vitaminreiche Ernährung stärkt den Körper. Obst, Gemüse, Nüsse und Wasser sind wichtige Bestandteile.
Sport, frische Luft und Nichtrauchen wirken vorbeugend gegen Infektionen.
Darf man bei Angina im Sommer baden?
Oft gefragt: Darf man bei Halsschmerzen baden gehen? Die Antwort: Nur, wenn das Fieber weg ist und man sich wohl fühlt.
Kalte Gewässer sind zu vermeiden – sie können Rückfälle oder Komplikationen auslösen. Besser sind lauwarme Duschen.
Sauna, Dampfbad und Angina
Manche glauben, Schwitzen in der Sauna helfe. Doch bei Angina ist Sauna verboten – sie belastet Kreislauf und kann Entzündungen verstärken.
Erst nach vollständiger Genesung ist Sauna unter ärztlicher Aufsicht erlaubt.
Helfen Hausmittel bei Angina?
Viele greifen zu Hausmitteln – Kräutertees, Honig, Inhalation. Doch nicht alle Methoden sind harmlos.
Gurgeln mit Kamille oder Salbei kann helfen. Honig ist bei eitriger Angina jedoch nicht empfehlenswert – er nährt Bakterien. Inhalation bei Fieber ist gefährlich.
Hausmittel sind kein Ersatz für Antibiotika – sie können begleitend wirken, mehr nicht.
Sichere Hausmittel
Milch mit Butter (nicht heiß), Aufgüsse aus Ringelblume, Salzwasser zum Gurgeln – das kann Linderung bringen. Ingwer- oder Zitronentee in Maßen ist auch erlaubt.
Angina im Sommer ist keine Seltenheit. Trotz Hitze können Klimaanlagen, kalte Getränke und Temperaturwechsel Halsschmerzen auslösen. Die Symptome beginnen plötzlich und erfordern gezielte Therapie.
Antibiotika, Spülungen, Ruhe und Flüssigkeit sind entscheidend. Eine unvollständige Behandlung kann schwerwiegende Folgen haben.
Mit einfachen Vorbeugemaßnahmen bleibt der Sommer gesund und angenehm.