Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Impfempfehlungen überarbeitet und rät nun erstmals, alle Jugendlichen im Alter von zwölf bis vierzehn Jahren gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y impfen zu lassen. Damit reagiert das Expertengremium auf neue epidemiologische Entwicklungen und passt den Impfkalender an aktuelle Risikogruppen an. Zugleich wird die bisherige Standardempfehlung für Kleinkinder gegen Meningokokken C aufgehoben, während die 2024 eingeführte Impfung gegen Meningokokken B für Säuglinge bestehen bleibt. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf zeit.
Seltene Infektion mit hohem Risiko
Meningokokken sind Bakterien, die meist harmlos die Schleimhäute von Nase und Rachen besiedeln. Etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung tragen sie, ohne Symptome zu entwickeln. Gefährlich wird es, wenn die Erreger in den Blutkreislauf oder das Gehirn eindringen – dann kann sich innerhalb weniger Stunden eine invasive Infektion mit Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung entwickeln. Diese Krankheitsverläufe enden trotz moderner Medizin noch immer in bis zu fünfzehn Prozent der Fälle tödlich; Überlebende tragen oft bleibende Schäden wie Hörverlust oder neurologische Beeinträchtigungen davon.
Kinder im ersten Lebensjahr und Jugendliche zwischen fünfzehn und neunzehn Jahren gelten als besonders gefährdet. Während bei Säuglingen das Immunsystem noch nicht voll ausgereift ist, spielt bei Jugendlichen die hohe Kontaktfrequenz eine Rolle: Küssen, gemeinsames Trinken oder enges Zusammenleben in Schulen und Freizeit erhöhen die Übertragungswahrscheinlichkeit erheblich. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) ist die Trägerquote in dieser Altersgruppe am höchsten.
Warum STIKO die Strategie ändert
Bislang war die Impfung gegen Meningokokken C Teil der Standardimpfungen für Kleinkinder ab zwölf Monaten. Nach der Einführung einer effektiven Vakzine gegen die Serogruppe B Anfang 2024 wurde das Programm erweitert, um die häufigsten Erreger im ersten Lebensjahr abzudecken. Die nun veröffentlichte Änderung bedeutet eine Verschiebung des Schwerpunkts: Statt der frühen Impfung gegen C sollen Jugendliche nun mit einem vierfachen ACWY-Impfstoff geimpft werden, der gegen mehrere Serogruppen gleichzeitig schützt.
Hintergrund dieser Anpassung sind epidemiologische Daten, die eine zunehmende Relevanz der Serogruppen W und Y zeigen, während Infektionen mit C durch die bisherigen Impfprogramme deutlich zurückgegangen sind. Gleichzeitig betont die STIKO, dass Jugendliche ein entscheidendes Reservoir für die Verbreitung der Erreger darstellen. Durch die Impfung dieser Altersgruppe erhoffen sich Fachleute einen indirekten Schutz auch für Säuglinge und ältere Erwachsene.
Was Eltern jetzt wissen müssen
Für Eltern kleiner Kinder ändert sich vorerst wenig: Die B-Impfung bleibt empfohlen, da dieser Typ weiterhin die häufigste Ursache invasiver Erkrankungen im Säuglingsalter ist. Die Impfung gegen C entfällt als Routineleistung, kann aber auf Wunsch weiterhin erfolgen. Für Familien mit Jugendlichen im Alter von zwölf bis vierzehn Jahren wird nun der ACWY-Impfstoff zur Standardleistung, sobald die Anpassung des Impfkalenders in Kraft tritt.
Ärzte und Gesundheitsämter werden in den kommenden Monaten entsprechende Informationskampagnen starten. Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet laut STIKO an der Integration der neuen Empfehlung in die regulären Impfprogramme. Ziel ist, die Impflücke bei Jugendlichen zu schließen und damit schwere Krankheitsverläufe langfristig zu verhindern.
 
		 
									 
					
