In mehreren europäischen Ländern wird ein deutlicher Anstieg viraler Erkrankungen registriert, der weder mit klassischer Grippe noch mit einer gewöhnlichen Erkältung in Verbindung gebracht wird. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Mediziner steht das Adenovirus – ein Erreger, über den bislang vergleichsweise selten berichtet wurde. In sozialen Netzwerken und einigen Medien wird es sogar als „unheilbare Krankheit“ bezeichnet, was zusätzliche Verunsicherung auslöst. Besonders viele Meldungen kommen aus Großbritannien, wo das Gesundheitssystem derzeit stark belastet ist. Offizielle Daten zeichnen jedoch ein differenzierteres Bild. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Мerkur.
Was derzeit zum Adenovirus in Großbritannien bekannt ist
Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA zeigt die Nachweisrate des Adenovirus in England zuletzt keinen sprunghaften Anstieg. Der Anteil positiver Tests lag in der 51. Kalenderwoche bei 1,7 Prozent und damit nur leicht höher, nachdem er zuvor auf 1,2 Prozent gesunken war. Die höchsten Werte werden bei Kindern unter fünf Jahren gemessen, bei denen fast zehn Prozent der Tests positiv ausfallen. Diese Altersgruppe gilt als besonders anfällig für eine Infektion. Fachleute betonen, dass eine solche saisonale Aktivität des Virus auch in früheren Jahren beobachtet wurde.
Warum dennoch vom „Worst-Case-Szenario“ die Rede ist
Trotz relativ stabiler Zahlen sprechen britische Gesundheitsvertreter von einer insgesamt angespannten Lage. Wie die Zeitung The Independent berichtet, zirkuliert das Adenovirus parallel zu mehreren anderen Erregern, darunter der Grippe-Subtyp H3N2 sowie zahlreiche Atemwegsinfektionen. Das gleichzeitige Auftreten mehrerer Viren stellt die Kliniken vor große Herausforderungen. Einige Experten weisen zudem darauf hin, dass Adenoviren in der Umwelt widerstandsfähiger sein können als andere Viren. Dies erklärt die teils drastischen Formulierungen in öffentlichen Stellungnahmen.
Was Adenoviren sind und welche Organe betroffen sein können
Adenoviren zählen zu den hoch ansteckenden Viren und kommen das ganze Jahr über vor, verbreiten sich jedoch im Winter leichter. Wie das Portal MyLondon erklärt, können diese Erreger nicht nur die Atemwege, sondern auch Augen, den Magen-Darm-Trakt und weitere Organe befallen. Am häufigsten treten Infektionen der oberen und unteren Atemwege auf. In einzelnen Fällen werden auch Nierenbeteiligungen oder andere Komplikationen beobachtet. Die Vielzahl möglicher Symptome erschwert eine schnelle Diagnose.
Typische Symptome einer Adenovirus-Infektion
Das Krankheitsbild ähnelt häufig einer Erkältung oder Grippe, was Betroffene leicht in die Irre führen kann. Zu den häufigsten Symptomen zählen Husten, Schnupfen, Fieber und Halsschmerzen. Auch geschwollene Lymphknoten und allgemeine Abgeschlagenheit werden beschrieben. In schwereren Verläufen können eine Lungenentzündung oder eine Bindehautentzündung auftreten. Bei manchen Patienten kommt es zudem zu Magen-Darm-Beschwerden mit Durchfall und Erbrechen.
Ist das Adenovirus wirklich „unheilbar“
Mediziner stellen klar, dass die Bezeichnung „unheilbare Krankheit“ nicht zutrifft. Der NHS Manchester University Foundation Trust weist darauf hin, dass eine Adenovirus-Infektion in der Regel von selbst ausheilt. Allerdings kann sich der Krankheitsverlauf über einen längeren Zeitraum erstrecken und bis zu sechs oder acht Wochen dauern. Die Behandlung erfolgt symptomatisch und zielt darauf ab, Beschwerden zu lindern. Besondere Vorsicht gilt für Risikogruppen wie ältere Menschen, kleine Kinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem.
Übertragungswege und empfohlene Schutzmaßnahmen
Das Adenovirus wird durch Tröpfchen beim Husten und Niesen, durch direkten Kontakt sowie über kontaminierte Oberflächen übertragen. Die britische Gesundheitsbehörde empfiehlt daher die Einhaltung grundlegender Hygieneregeln, regelmäßiges Händewaschen und das Lüften von Innenräumen. Zudem wird geraten, beim Husten oder Niesen Mund und Nase zu bedecken. Parallel dazu beobachten Fachleute auch die Ausbreitung einer neuen Norovirus-Variante, die die saisonale Krankheitswelle in Europa zusätzlich verstärken könnte.
