Nach mehr als zwei Jahren in der Gewalt der Hamas hat die islamistische Organisation die letzten noch lebenden 20 Geiseln freigelassen. Insgesamt waren 248 Menschen im Oktober 2023 während des Angriffs der Hamas auf Israel verschleppt worden. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Тagesschau.
Am Montagmorgen übergab die Hamas die verbliebenen Geiseln in zwei Gruppen dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz. Unter ihnen befanden sich vier Deutsch-Israelis. Anschließend wurden die Befreiten nach Israel gebracht, wo sie in einem Militärlager nahe des Gazastreifens erste medizinische Untersuchungen erhielten und ihre Angehörigen trafen. Danach sollten sie in Krankenhäuser verlegt werden.
Nur vier getötete Geiseln übergeben
Im Rahmen der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sollten auch die sterblichen Überreste von bis zu 28 getöteten Geiseln übergeben werden. Bislang bestätigte die Hamas jedoch lediglich die Übergabe von vier Toten und nannte deren Namen über den Messengerdienst Telegram. Unter den Opfern befindet sich auch ein Student aus Nepal.
Das israelische Militär hatte bereits damit gerechnet, dass nicht alle Leichen gleichzeitig übergeben werden können. Das Forum der Geiselfamilien zeigte sich „schockiert und tief betroffen“ und forderte sowohl die israelische Regierung als auch die internationalen Vermittler auf, Druck auf die Hamas auszuüben, um die vollständige Umsetzung der Vereinbarung sicherzustellen.
Freilassung unter strengen Bedingungen
Frühere Geiseln hatten über schwere Misshandlungen und Folter berichtet. Auf von Terrorgruppen verbreiteten Videos waren abgemagerte Gefangene zu sehen. Vor der jüngsten Freilassung konnten einige Geiseln über Videoanrufe kurz Kontakt zu ihren Familien aufnehmen – der erste Austausch seit über zwei Jahren.
Israelische Medien veröffentlichten Bilder dieser Gespräche, die von der Hamas offenbar auch zu propagandistischen Zwecken genutzt wurden. Um eine Wiederholung solcher Inszenierungen zu vermeiden, erfolgte die Übergabe der Geiseln diesmal ohne öffentliche Zeremonien und ohne Medienpräsenz. Dennoch versammelten sich in Tel Aviv Tausende Menschen auf dem „Platz der Geiseln“, um die Rückkehr der Verschleppten zu feiern.
Austausch von Häftlingen in Israel und Palästinensergebiete
Parallel begann Israel mit der Freilassung mehrerer Hundert palästinensischer Gefangener. Busse mit Entlassenen erreichten Beitunia im Westjordanland, wo sich große Menschenmengen versammelt hatten. Mindestens ein Fahrzeug fuhr weiter in den Gazastreifen, wie die dortige Gefängnisverwaltung mitteilte.
Im Rahmen der Vereinbarung sollen etwa 250 Palästinenser, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, sowie rund 1.700 während des Gaza-Krieges festgenommene Personen freikommen. Der Gefangenenaustausch gilt als Teil des umfassenden Friedensplans, der den seit 2023 andauernden Gaza-Krieg beenden soll. Die Vereinbarung kam unter maßgeblicher Vermittlung der Vereinigten Staaten zustande.