Berlin, 13. Oktober 2025 – Der geplante Neustart des Wehrdienstes in Deutschland rückt näher. Am kommenden Donnerstag wird der Bundestag erstmals über den Gesetzentwurf beraten, der das Verfahren zur Rekrutierung junger Menschen für den Dienst bei der Bundeswehr neu festlegt. Wie Imowell.de unter Berufung auf das RedaktionsNetzwerk Deutschland berichtet, haben sich die Koalitionsfraktionen auf ein Losverfahren verständigt. Ein wichtiger Bestandteil des Kompromisses zwischen Union und SPD ist ein Losverfahren, das bei Personalmangel über die Musterung und einen möglichen Einzug entscheidet.
Laut einem Bericht des RedaktionsNetzwerk Deutschland haben sich die Koalitionsfraktionen von Union und SPD darauf verständigt, das Los als Instrument zur Steuerung der Zahl der Musterungen einzusetzen. Ziel sei es, den organisatorischen Aufwand zu begrenzen und gleichzeitig die Wehrgerechtigkeit zu wahren.
So soll das Verfahren funktionieren: Zunächst müssen alle jungen Männer eines Jahrgangs einen verpflichtenden Fragebogen ausfüllen. Auf dieser Grundlage wird – falls nicht genügend Freiwillige vorhanden sind – ein Teil der Befragten per Losverfahren ausgewählt. Diese ausgelosten Personen werden anschließend gemustert und zu Gesprächen eingeladen. Sollte der Personalbedarf der Bundeswehr weiterhin nicht gedeckt sein, können die ausgewählten jungen Männer zu einem mindestens sechsmonatigen Wehrdienst verpflichtet werden.
Dieses Modell orientiert sich unter anderem am System in Dänemark, wo ebenfalls per Los entschieden wird, wer tatsächlich eingezogen wird.
Boris Pistorius, Bundesverteidigungsminister und SPD-Politiker, setzt weiterhin auf Freiwilligkeit. Sein Ziel: jährlich rund 5.000 zusätzliche Wehrdienstleistende ohne Zwang zu gewinnen. Attraktivere Rahmenbedingungen – wie bessere Bezahlung und Führerscheinausbildung während des Dienstes – sollen dabei helfen.
Die Union hält Freiwilligkeit jedoch für nicht ausreichend. Sollte die anvisierte Zahl bis zu einem bestimmten Stichtag nicht erreicht werden, fordern CDU und CSU die automatische Aktivierung der Wehrpflicht über das Losverfahren.
Der Zeitplan des Gesetzgebungsverfahrens sieht einen klar strukturierten Ablauf vor: Am Dienstag beraten die Fraktionen im Bundestag über den gefundenen Kompromiss. Mittwoch informiert die Bundesregierung die Öffentlichkeit offiziell über die geplanten Regelungen und Hintergründe. Bereits am Donnerstag folgt dann die erste Lesung im Bundestag, bei der der Gesetzentwurf formell vorgestellt und diskutiert wird.
Der Minister muss zudem konkrete Zahlen nennen, ab wann und in welchem Umfang er Wehrpflichtige einziehen will. Vorgesehen ist, dass ab Mitte 2027 alle 18-Jährigen eines Jahrgangs verpflichtend zur Musterung müssen.
Die Wehrpflicht in Deutschland ist seit 2011 zwar ausgesetzt, aber nicht abgeschafft. Mit der Reform reagiert die Bundesregierung auf den akuten Personalmangel bei der Bundeswehr. Ziel ist eine Aufstockung der Truppe auf rund 460.000 Soldatinnen und Soldaten, um die Bündnisverpflichtungen der NATO zu erfüllen. Aktuell zählt die Bundeswehr etwa 182.000 aktive Soldaten sowie 50.000 Reservisten.
Ob das Losverfahren tatsächlich Teil des endgültigen Gesetzes wird, entscheidet sich im weiteren parlamentarischen Verfahren. Klar ist aber: Die Debatte über Freiwilligkeit versus Pflicht wird die Diskussion im Bundestag und in der Öffentlichkeit in den kommenden Wochen prägen.
In einer früheren Meldung berichteten wir über die Warnung vor einem möglichen Jahrhundertwinter durch einen Polarwirbel.