Der Europäische Rat will offenbar drastische Maßnahmen gegen den Tabakkonsum einleiten. Laut einem Bericht der „Bild“ stimmten die Mitgliedstaaten für ein weitreichendes Verbot der Herstellung, des Imports und des Verkaufs von Zigaretten mit Filter sowie von E-Zigaretten. Grundlage ist ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der die Regulierung von Tabakprodukten neu bewertet. Darin wird empfohlen, Filter zu verbieten, da sie den Geschmack mildern und das Rauchen attraktiver erscheinen lassen. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf N-tv.
Die Empfehlung wurde vom EU-Rat ausdrücklich unterstützt. Nach Einschätzung der WHO könnte ein Filterverbot den Tabakkonsum in Europa deutlich verringern. Der Entwurf soll auf der WHO-Konferenz zur Tabakkontrolle im November in Genf diskutiert werden. In Deutschland betrifft die Maßnahme nahezu den gesamten Markt, da laut „Bild“ rund 95 Prozent aller Zigaretten über einen Filter verfügen. Kritiker sehen darin de facto ein vollständiges Verkaufsverbot.
Laut internen EU-Dokumenten könnten die Empfehlungen des Rates zur Überarbeitung der Tabakprodukt-Richtlinie führen. Neben dem Filterverbot werden auch weitergehende Einschränkungen wie Verkaufsverbote an Tankstellen, Kiosken oder in Supermärkten geprüft. Ziel der EU-Kommission ist es, den Anteil der Raucher bis 2040 auf unter fünf Prozent zu senken. Nach Schätzungen der WHO sind in Europa mehr als ein Viertel aller Krebstodesfälle auf das Rauchen zurückzuführen.
Auf der Sitzung der EU-Arbeitsgruppe für öffentliche Gesundheit am 9. Oktober sollen Vertreter der Bundesregierung den Vorstoß unterstützt haben. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums betonte jedoch, dass es innerhalb der EU noch keine einheitliche Position gebe. Die endgültige Abstimmung über den Vorschlag wird für die WHO-Tabakkonferenz vom 17. bis 22. November in Genf erwartet.
Auch die Europäische Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen unterstützt das Ziel, den Tabakkonsum zu senken. Ende 2024 hatte Brüssel angekündigt, den Anteil der Raucher in der Bevölkerung langfristig auf unter fünf Prozent zu reduzieren. Konkrete Verbote liegen jedoch in der Zuständigkeit der Mitgliedstaaten, sodass die Empfehlung aus Brüssel zunächst keine unmittelbare Gesetzesänderung in allen 27 EU-Ländern bewirkt.