Moskau hat seine Drohungen im Zusammenhang mit den möglichen US-Lieferungen von „Tomahawk“-Marschflugkörpern an die Ukraine deutlich verschärft. Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, schrieb am 13. Oktober auf Telegram, die Lieferung solcher Waffen werde „niemandem zugutekommen“. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Тagesspiegel.
Medwedew erklärte, Russland könne nicht erkennen, ob die anfliegenden Marschflugkörper mit konventionellen oder nuklearen Sprengköpfen bestückt seien. Zudem betonte er, dass Angriffe mit solchen Waffen „von den USA kontrolliert“ würden. „Und wie soll Russland reagieren? Genau so“, schrieb er und verwendete das englische Wort „exactly“. Damit drohte Medwedew implizit, Russland könne auf einen solchen Angriff mit einer nuklearen Reaktion antworten.
Seit Beginn des großangelegten Krieges gegen die Ukraine im Jahr 2022 reagiert der Kreml regelmäßig mit Drohungen auf westliche Waffenlieferungen. Präsident Wladimir Putin hatte bereits im Oktober 2024 gewarnt, dass Angriffe mit westlichen Langstreckenwaffen auf russischem Gebiet als direkte Beteiligung der betreffenden Staaten gewertet würden. Trotz wiederholter Angriffe blieb eine militärische Eskalation bislang aus. Medwedew selbst tritt seit Jahren als einer der aggressivsten Befürworter harter Reaktionen auf und spricht regelmäßig von einem möglichen Atomkrieg.
Nach Einschätzung des Institute for the Study of War (ISW) stellt Medwedews jüngste Wortwahl einen Wendepunkt in der Kommunikationsstrategie des Kremls dar. Während frühere Erklärungen die militärische Bedeutung der Waffen herunterspielten oder von einer „indirekten Beteiligung“ der USA sprachen, rückt der Fokus nun auf ein Szenario nuklearer Bedrohung.
Das ISW sieht diese Verschiebung als Reaktion auf einen Bericht der Financial Times, dem zufolge die USA der Ukraine Aufklärungsdaten zur Verfügung stellen, um gezielte Angriffe auf russische Energieinfrastruktur zu ermöglichen. Laut den US-Analysten deutete die anfängliche Zurückhaltung Moskaus auf Schwächen in der Argumentation hin, die nun durch schärfere Rhetorik übertönt werden sollen.
Parallel dazu äußerte sich auch der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko in ähnlichem Ton. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Belta berichtete, erklärte er bei einem Treffen, dass die Lieferung von „Tomahawks“ den Konflikt in der Ukraine nicht beenden, sondern in einen Atomkrieg münden würde.
Medwedews Äußerungen fielen zeitlich zusammen mit einer Warnung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der ankündigte, im Falle gescheiterter Friedensverhandlungen „Tomahawks“ an die Ukraine zu liefern. Beobachter werten dies als Versuch des Kremls, den politischen Diskurs in den USA zu beeinflussen, indem er die Rhetorik weiter verschärft.