Nach zwanzig Monaten Pause steht Maria Furtwängler (59) wieder vor der Kamera – als Hauptkommissarin Charlotte Lindholm in der ARD-Krimireihe Tatort. In der neuen Episode „Last Harvest“, die am Sonntag um 20:15 Uhr in Das Erste ausgestrahlt wird, kehrt Lindholm zurück in das Landeskriminalamt Hannover. Zum ersten Mal seit Jahren ermittelt sie allein. Ihr bisheriger Partner, Florence Kasumba, verließ das Format im Februar 2024 nach fünf Folgen. Für Furtwängler bedeutet das einen Neuanfang – nach über zwei Jahrzehnten in der Rolle. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Вild.
In einem Interview mit Bild beschreibt Furtwängler ihre Rückkehr als kreative Wiederentdeckung: „Man sagt oft, Figuren hätten ihre eigene Geschichte. Bei Charlotte sehe ich das anders. Sie hat über die Jahre an Gelassenheit und Tiefe gewonnen. Ich entdecke sie immer wieder neu – und das gilt auch für mich als Schauspielerin.“ Die 59-Jährige betont, dass die Figur für sie nie zur Routine geworden sei, sondern eine stetige Herausforderung bleibe.
Erst vor wenigen Wochen wurde Furtwängler mit dem Deutschen Fernsehpreis als „Beste Schauspielerin“ für das Drama Bis zur Wahrheit ausgezeichnet, in dem sie eine Frau spielt, die sexuelle Gewalt überlebt. „Diese Anerkennung bedeutet mir sehr viel. Der Film war emotional unglaublich intensiv – diese Auszeichnung war eine große Ehre.“
Ihr aktueller Tatort verbindet laut Furtwängler eine moderne Krimihandlung mit einem sozialen Thema. Gedreht wurde im Alten Land südlich von Hamburg, wo der Obstanbau im Mittelpunkt steht. „Wir erzählen eine Geschichte über Familie, Verantwortung und Geheimnisse – mit einem Finale, das an Hercule Poirot erinnert“, sagte sie.
Neuanfang mit Mitte Fünfzig
Auch privat zieht die Schauspielerin Parallelen zwischen ihrer Rolle und dem eigenen Leben. „Ich sehe viele Frauen meines Alters, die neu anfangen. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, sortiert man sich neu – und viele entdecken plötzlich neue Stärke.“ Furtwängler selbst beschreibt das vergangene Jahr als „wild“: „Es war intensiv, beruflich wie privat. Ich hoffe, im nächsten Jahr wird es ruhiger.“
Die Schauspielerin, die seit 2002 Teil des Tatort-Ensembles ist, bleibt mit ihrer Figur eng verbunden. Lindholm steht für Unabhängigkeit, Hartnäckigkeit und Selbstreflexion – Eigenschaften, die Furtwängler auch in ihrer eigenen Generation wiederfindet.
Feminismus und neue Themen im „Tatort“
Künftig möchte Furtwängler gesellschaftlich relevante Themen stärker einbringen, insbesondere die Darstellung von Gewalt gegen Frauen. „Ich würde gerne über Femizid sprechen – das systematische Töten von Frauen. In Deutschland gilt das juristisch noch nicht als eigenständiges Verbrechen. Dadurch werden viele Taten verharmlost und milder bestraft. Wir sollten endlich genauer hinschauen.“
Mit dieser Haltung will sie auch im „Tatort“ ein Zeichen setzen. „Die Zuschauer erwarten Authentizität. Ich wünsche mir, dass Charlotte weiterhin Geschichten erzählt, die gesellschaftlich Gewicht haben.“
Blick in die Zukunft
Im kommenden Jahr feiert Furtwängler ihren 60. Geburtstag – für sie kein Grund zur Sorge. „Alter ist heute etwas anderes als früher“, sagt sie. „Wir leben bewusster, kümmern uns besser um uns selbst. Viele Frauen sind mit sechzig stärker als je zuvor.“
Maria Furtwängler bleibt damit eine der prägenden Figuren des deutschen Fernsehens – als Schauspielerin, Produzentin und engagierte Stimme für Gleichberechtigung. Ihre Rückkehr in den „Tatort“ zeigt: Auch nach 23 Jahren kann eine Figur – und eine Frau – noch einmal ganz von vorn beginnen.
