Der US-amerikanische Chiphersteller Nvidia investiert rund eine Milliarde Euro in den finnischen Netzwerkausrüster Nokia. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, zeichnet Nvidia 166,4 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 6,01 US-Dollar (5,16 Euro) je Aktie im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Damit erwirbt der Konzern einen Anteil von 2,9 Prozent an Nokia. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Нandelsblatt.
Die Investition ist Teil einer strategischen Partnerschaft, die den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in drahtlosen Netzwerken beschleunigen soll. Nokia plant, sich von einem klassischen Ausrüster für Telekommunikation zu einem Anbieter von KI-gestützter Cloud-Infrastruktur zu entwickeln. Der Erlös aus der Kapitalerhöhung wird in die laufende Transformation des Unternehmens fließen.
Ein zentraler Bestandteil dieser Neuausrichtung ist die Anpassung von Nokias Software für 5G- und 6G-Netze an Nvidias Chiparchitektur. Außerdem sollen Investitionen in KI-Anwendungen und Cloud-Lösungen, insbesondere im stark wachsenden Geschäftsbereich Netzwerkinfrastruktur, erhöht werden.
Im vergangenen Jahr hatte Nokia den US-Anbieter Infinera für 2,3 Milliarden US-Dollar übernommen, um sich Zugang zum Markt für Rechenzentrums-Technologien zu sichern. Dieser Bereich gewinnt zunehmend an Bedeutung, da immer mehr Telekommunikationsanbieter und Cloud-Dienstleister auf Hochleistungsnetze angewiesen sind.
Parallel dazu forciert Nvidia weltweit seine Investitionsstrategie im Technologiesektor. Neben Nokia beteiligte sich das Unternehmen bereits an OpenAI, dem autonomen Fahr-Startup Wayve sowie dem Fintech Revolut. Zudem arbeitet Nvidia mit Deutsche Telekom am Aufbau eines neuen KI-Rechenzentrums in München.
Nokia-Chef Justin Hotard, seit April im Amt, treibt die strategische Neuausrichtung des Konzerns energisch voran. Zuvor war er bei Intel im Bereich Datacenter-Technologien tätig. Auf der jüngsten Quartalskonferenz betonte Hotard die Bedeutung der Kooperation mit großen Cloud-Anbietern: „Der Superzyklus der Künstlichen Intelligenz erhöht den Bedarf an stabiler Konnektivität erheblich.“
Trotz eines nachlassenden 5G-Investitionszyklus zeigen sich bei Nokia erste Erholungstendenzen. Im dritten Quartal 2025 stieg der Umsatz um 12 Prozent auf 4,83 Milliarden Euro, während der operative Gewinn mit 435 Millionen Euro die Erwartungen übertraf. Das Unternehmen hob seine Jahresprognose auf 1,7 bis 2,2 Milliarden Euro an.
Zudem entwickelt Nokia neue Übertragungstechnologien für Rechenzentren globaler Cloud-Konzerne wie Amazon, Microsoft und Google. Laut Hotard stammen bereits sechs Prozent des Konzernumsatzes aus Geschäften mit Kunden aus dem KI- und Cloud-Sektor – mit deutlichem Wachstumspotenzial insbesondere im Bereich souveräner Cloud-Infrastrukturen in Europa.
