Am 4. November 2025 verzeichnen die europäischen Börsen Verluste. Enttäuschung über die Zinspolitik der US-Notenbank, Ängste vor einer überhitzten KI-Branche und eine teilweise Lähmung der US-Regierung drücken auf die Stimmung. Bis Mittag fiel der DAX um 1,5 Prozent auf 23.772 Punkte, nachdem er am Vortag kurzzeitig die Marke von 24.000 Punkten überschritten hatte. Analysten sehen den deutschen Leitindex weiterhin in einer Seitwärtsbewegung, die sich seit Sommer 2025 fortsetzt. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Тagesschau.
US-Zinspolitik und Haushaltsstillstand belasten das Vertrauen
Laut Daten des Börsenbetreibers CME liegt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Dezember nur noch bei 65 Prozent – vor einer Woche waren es noch 94 Prozent. Zwar hatte die US-Notenbank ihre Leitzinsen erst kürzlich gesenkt, doch Fed-Chef Jerome Powell machte deutlich, dass dies vorerst die letzte Anpassung bleiben könnte.
Die teilweise Stilllegung der US-Regierung sorgt zusätzlich für Unsicherheit. Da aktuelle Wirtschaftsdaten fehlen, bleibt das tatsächliche Ausmaß der konjunkturellen Abkühlung unklar. Experten der Helaba warnen: Je länger der Stillstand andauert, desto größer wird das Risiko einer Fehlallokation von Kapital und damit einer ungenauen Marktsteuerung.
Schwache Impulse von der Wall Street
Die US-Börsen schlossen am Vortag uneinheitlich. Während der Dow Jones leicht verlor, konnten der S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 zulegen. Am Dienstagmorgen deuten die Futures jedoch auf ein schwächeres Handelsopening hin, was die Stimmung an den europäischen Märkten weiter dämpft.
Künstliche Intelligenz: Boom oder überbewerteter Hype?
Eine weitere Sorge betrifft die Zukunft des KI-Marktes. Laut Christine Romar, Europa-Chefin von CMC Markets, scheinen die Aktienbewertungen vieler Technologieunternehmen übertrieben: „Es entsteht der Eindruck, dass eine ganze Branche ihre eigenen Preise künstlich aufbläht. Solange Investoren bereit sind, diese Summen zu zahlen, bleibt alles stabil – gefährlich wird es erst, wenn sich herausstellt, dass viele Versprechen nicht eingelöst werden.“
Auch Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank, spricht von zunehmendem Skeptizismus. Trotz hoher Gewinne wachse die Angst vor Überbewertung und einem möglichen Rückschlag in der Tech-Branche.
Unternehmenszahlen: FMC überrascht, Aramco schwächelt
Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care meldete für das dritte Quartal einen deutlichen Gewinnanstieg. Das bereinigte operative Ergebnis legte um 22 Prozent auf 574 Millionen Euro zu, während der Umsatz um 3 Prozent auf 4,89 Milliarden Euro stieg. Kostensenkungen und die Erholung des US-Geschäfts nach einer Grippewelle trugen dazu bei.
Dagegen verzeichnete Saudi Aramco einen Gewinnrückgang um 2,3 Prozent auf 23,4 Milliarden Euro. Grund sind die weiter fallenden Ölpreise: Brent und WTI gaben im Oktober bereits den dritten Monat in Folge nach.
Starbucks verkauft Mehrheit am China-Geschäft
Starbucks kündigte den Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung am China-Geschäft an die Investmentgesellschaft Boyu Capital für rund vier Milliarden US-Dollar an. Das neue Gemeinschaftsunternehmen wird zu 60 Prozent Boyu und zu 40 Prozent Starbucks gehören. Der US-Kaffeekonzern behält die Markenrechte und die Lizenzierung.
Am Mittag fiel der EuroStoxx50 um 1,3 Prozent auf 5.605 Punkte. Der Euro schwächte sich leicht auf 1,1505 US-Dollar ab, während die Ölpreise (Brent -1,3 %, WTI -1,5 %) weiter unter Druck stehen.
