Der deutsche Schauspieler Udo Kier, der in den USA wie auch in Europa als markanter Charakterdarsteller bekannt wurde, ist am Sonntag in Palm Springs im Alter von 81 Jahren gestorben. Die Nachricht teilte sein Lebensgefährte, der Künstler Delbert McBride, dem Magazin Variety mit. Auch das Management bestätigte den Tod des Künstlers und machte keine weiteren Angaben zu den Umständen. Kier lebte seit vielen Jahren überwiegend in Kalifornien, wo er große Teile seines Berufs- und Privatlebens verbrachte. Die Familie äußerte sich nicht zu Details des Todes. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf spiegel.
Frühe Rollen und der Weg zu internationaler Bekanntheit
Kiers Karriere umfasste mehrere Jahrzehnte, in denen er an mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen beteiligt war. Einer seiner frühen Durchbrüche gelang in Zusammenarbeit mit Andy Warhol und Regisseur Paul Morrissey in den Filmen „Flesh for Frankenstein“ und „Blood for Dracula“. Diese Werke machten ihn in den 1970er-Jahren international sichtbar und führten zu weiteren Rollen in europäischen und US-amerikanischen Independent-Produktionen. Schon in dieser Phase galt er als Darsteller mit markanter Präsenz, der häufig für ungewöhnliche und experimentelle Projekte angefragt wurde.
Zusammenarbeit mit Fassbinder und anderen deutschen Regisseuren
Wesentlich geprägt wurde Kiers Karriere durch die enge Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder. Für ihn stand Kier in insgesamt fünf Produktionen vor der Kamera, darunter „Bolwieser“, „Berlin Alexanderplatz“ und „Lili Marleen“. Die Filme festigten seinen Ruf als vielseitigen Charakterdarsteller. Darüber hinaus arbeitete er regelmäßig mit Christoph Schlingensief zusammen, den er einmal als seinen „Hausregisseur“ bezeichnete. Gemeinsam entstanden provokante und satirische Werke wie „Das deutsche Kettensägen-Massaker“ und „Terror 2000 – Intensivstation Deutschland“, die breite Aufmerksamkeit erlangten.
Durchbruch in den USA und Rollen in Hollywood-Produktionen
Ein entscheidender Schritt in Kiers internationaler Karriere erfolgte 1991 mit seiner Rolle im Film „My Own Private Idaho“ von Gus Van Sant. Damit wurde er einem größeren US-Publikum bekannt und erhielt in den folgenden Jahren zahlreiche Angebote aus Hollywood. Anfang der 1990er-Jahre arbeitete er zudem mit Madonna an ihrem Bildband „Sex“ und spielte in zwei ihrer Musikvideos mit. In den darauffolgenden Jahren war er in großen Produktionen wie „Armageddon“ mit Bruce Willis und „Blade“ mit Wesley Snipes zu sehen. Diese Filme erweiterten seine Präsenz im Mainstream-Kino erheblich.
Lange Zusammenarbeit mit Lars von Trier und spätere Filmrollen
Ende der 1980er-Jahre begann Kiers langjährige Zusammenarbeit mit dem dänischen Regisseur Lars von Trier. Er spielte erstmals in dessen Film „Epidemic“ und war in vielen späteren Werken des Regisseurs vertreten, darunter „Breaking the Waves“, „Dancer in the Dark“, „Dogville“ und beide Teile von „Nymphomaniac“. Die Rollen in diesen Filmen festigten seinen Ruf als Darsteller, der in komplexen und anspruchsvollen Projekten zu Hause war. Kiers Beteiligung an von Triers Filmen zählt zu den konstantesten und umfangreichsten Partnerschaften seiner Laufbahn.
Herkunft, Leben in den USA und Blick auf die eigene Filmografie
Udo Kier wurde während des Zweiten Weltkriegs in Köln geboren, in einem Krankenhaus, das zu jener Zeit bombardiert wurde. Später ließ er sich dauerhaft in den USA nieder und bezeichnete Amerika in Interviews mehrfach als seine Wahlheimat. Rückblickend sprach er 2015 mit Ironie über seine enorme Filmografie und meinte, von seinen mehr als 200 Filmen seien „100 schlecht, 50 okay und nur 50 wirklich gut“ gewesen. Trotz dieser selbstkritischen Bemerkungen zählt sein Werk zu den umfangreichsten und vielseitigsten unter den europäischen Schauspielern seiner Generation. Kier hinterlässt ein bedeutendes filmisches Vermächtnis.
