In den Grenzregionen zwischen Thailand und Kambodscha ist es zu einer neuen Zuspitzung gekommen. Kambodscha meldete vier getötete und zehn verletzte Zivilpersonen in den Provinzen Preah Vihear und Oddar Meanchey. Nach Angaben der Behörden wurden mehr als 1.100 Familien aus den Gefechtszonen evakuiert. Das Verteidigungsministerium Kambodschas wies Behauptungen Thailands zurück, es habe Angriffe initiiert, und erklärte, thailändische Streitkräfte hätten zuerst das Feuer eröffnet und dabei F-16-Jets sowie ein nicht näher benanntes Gas eingesetzt. Unabhängige Bestätigungen liegen derzeit nicht vor, und beide Seiten erheben weiter gegenseitige Vorwürfe. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Тagesschau.
Bangkoks Position angesichts der Zuspitzung
Thailands Premierminister Anutin Charnvirakul betonte, sein Land habe keine militärische Eskalation eingeleitet und strebe keine Ausweitung des Konflikts an. Gleichzeitig stellte er klar, dass Thailand Verletzungen seiner Souveränität nicht hinnehmen werde. Bereits am Vortag war es zu einem Schusswechsel gekommen, und im Verlauf des Tages nahmen die Gefechte laut Behördenangaben weiter zu. Die thailändische Regierung erklärte darüber hinaus, dass das zuvor vereinbarte Friedensabkommen nicht mehr gültig sei, da die Kampfhandlungen wieder aufgeflammt seien.
Hintergrund des Grenzstreits und Status des Abkommens
Der Disput über einzelne Grenzabschnitte dauert seit Jahrzehnten an und geht auf unklare koloniale Grenzziehungen zurück. Bereits im Sommer war der Streit in einen fünftägigen bewaffneten Konflikt übergegangen, bei dem mindestens 48 Menschen ums Leben kamen und rund 300.000 Personen vorübergehend fliehen mussten. Im Oktober hatten der damalige US-Präsident Donald Trump und Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim ein Friedensabkommen vermittelt. Thailand setzte dessen Umsetzung im November aus und erklärte es nun angesichts neuer Gefechte für hinfällig.
Reaktionen regionaler Führung und internationale Appelle
Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim, derzeit ASEAN-Vorsitzender, rief beide Länder zur Deeskalation auf und erklärte, die Mitgliedstaaten seien bereit, Initiativen zur Stabilisierung zu unterstützen. Er betonte, dass die Region keinen erneuten Zyklus der Konfrontation verkraften könne. Auch Kambodschas ehemaliger Premierminister Hun Sen forderte die Streitkräfte zur Zurückhaltung auf, schrieb jedoch zugleich, eine „rote Linie“ für eine Antwort sei erreicht. Beobachter in der Region rechnen vor diesem Hintergrund mit weiteren politischen Reaktionen und möglicher internationaler Vermittlung.
