In Frankreich ist eine Kontroverse entstanden, nachdem online ein Video erschien, das die First Lady Brigitte Macron in einem privaten Gespräch mit dem Komiker Ari Abittan zeigt. Darauf verwendet sie einen abfälligen Ausdruck für feministische Aktivistinnen, die am Vortag den Auftritt des Künstlers unterbrochen hatten. Die Aufnahme, die hinter der Bühne eines Pariser Theaters entstand, wurde offenbar zufällig von einem Passanten gefilmt. Aktivistinnen des Kollektivs #NousToutes hatten die Show gestört und Masken mit Abittans Gesicht sowie dem Wort „Vergewaltiger“ getragen, obwohl die Vorwürfe gegen ihn Anfang 2024 gerichtlich fallen gelassen wurden. Das Video verbreitete sich schnell, der umstrittene Begriff wurde zum Hashtag und mobilisierte zahlreiche Feministinnen in sozialen Netzwerken. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf NyТimes.
Reaktionen der Politik und Stellungnahme des Élysée-Palastes
Kritik kam vor allem aus den Reihen der Opposition. Die Vorsitzende der Grünen, Marine Tondelier, erklärte im Fernsehen, sie sei zutiefst schockiert und halte solche Worte einer First Lady für unangebracht. Regierungsnahe Stimmen äußerten sich zurückhaltender: Die Ministerin für öffentliche Finanzen, Amélie de Montchalin, betonte, dass private Kommentare nicht mit offiziellen Positionen verwechselt werden dürften und Emotionen in einer angespannten Situation verständlich seien. Der Élysée-Palast stellte klar, dass Brigitte Macrons einzige Absicht gewesen sei, den Künstler zu beruhigen, und dass sie keine Bewegung oder Gruppe angreifen wollte.
Kontext der Proteste und juristische Hintergründe
Ari Abittan steht seit 2021 im Fokus feministischer Gruppen, nachdem gegen ihn ein Verfahren wegen Vergewaltigung eingeleitet worden war. Trotz der späteren Einstellung des Falls fordern Aktivistinnen weiterhin Verantwortung und sehen seine Rückkehr auf die Bühne kritisch. Die Aktion von #NousToutes am vergangenen Samstag war Teil einer Reihe von Protesten, mit denen das Kollektiv auf Fälle sexualisierter Gewalt aufmerksam macht und gegen öffentliche Auftritte beschuldigter Künstler protestiert.
Kontroverse im Rahmen der Gleichstellungsdebatte in Frankreich
Der Vorfall fällt in eine Phase, in der die französische Regierung verstärkt auf Maßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt verweist. Präsident Emmanuel Macron betont seit 2017, dass die Rechte der Frauen zu den zentralen politischen Prioritäten gehören. Feministische Organisationen werfen der Regierung jedoch vor, die Impulse der #MeToo-Bewegung nicht konsequent genug umzusetzen. Die Diskussion wird zusätzlich dadurch verschärft, dass der Präsident in der Vergangenheit den Schauspieler Gérard Depardieu unterstützte, der im Mai wegen sexueller Übergriffe am Filmset im Jahr 2021 verurteilt wurde.
Rechtliche Auseinandersetzungen um die First Lady
Der Skandal um die vertrauliche Bemerkung folgt weniger als zwei Monate nach dem Beginn eines Prozesses gegen mehrere Personen, die beschuldigt werden, Brigitte Macron im Internet durch die Verbreitung falscher Behauptungen über ihre Identität und Ehe belästigt zu haben. Im Juli reichten Brigitte Macron und ihr Ehemann eine Verleumdungsklage gegen die US-Podcasterin Candace Owens ein, die diese Behauptungen öffentlich wiederholt hatte. Owens fordert die Einstellung des Verfahrens, dem das Präsidentenpaar jedoch zuletzt widersprochen hat.
