Deutschland bereitet eine umfassende Reform seines Sozialsystems vor. Ab dem 1. Juli 2026 wird für erwerbsfähige Arbeitslose ein neues Modell eingeführt – die Grundsicherung. Sie soll das bisherige Bürgergeld ersetzen und nach Angaben der Bundesregierung deutlich strenger ausgestaltet sein. Die Reform betrifft Millionen Menschen und verändert die Regeln der Zusammenarbeit zwischen Arbeitslosen und Jobcentern grundlegend. Ziel ist es, die Pflichten der Leistungsbeziehenden klarer zu definieren und den Druck zur Arbeitsaufnahme zu erhöhen. Gleichzeitig betont die Regierung, dass das grundlegende soziale Absicherungsniveau erhalten bleibt. Die Redaktion von Imowell.de informiert Sie ausführlich zu diesem Thema.
Warum Deutschland das Bürgergeld abschafft
Der Schritt weg vom Bürgergeld ist eine Reaktion auf anhaltende Kritik an der bisherigen Regelung. Nach Einschätzung der Politik motiviert das bestehende System viele Empfänger nicht ausreichend zur aktiven Arbeitssuche. Das Bürgergeld setzte bewusst auf einen milden Einstieg mit geringen Sanktionen, was laut Bundesregierung zu mangelnder Verbindlichkeit geführt hat. Die neue Grundsicherung soll klare Regeln und konsequentere Kontrollen schaffen. Im Mittelpunkt steht dabei nicht eine Kürzung der Leistungen, sondern eine strengere Durchsetzung von Pflichten.
Wann die Grundsicherung eingeführt wird
Die Einführung der Grundsicherung ist für den 1. Juli 2026 geplant. Der Übergang erfolgt automatisch, ohne dass neue Anträge gestellt werden müssen. Rund 3,87 Millionen Menschen, die derzeit Bürgergeld beziehen und als erwerbsfähig gelten, wechseln direkt in das neue System. Personen, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht arbeitsfähig sind, verbleiben in anderen Sozialprogrammen. Die Behörden rechnen mit einem deutlich höheren Arbeitsaufkommen in den Jobcentern ab Beginn der Reform.
Was sich bei Regeln und Sanktionen ändert
Der zentrale Unterschied zwischen Bürgergeld und Grundsicherung liegt in den deutlich verschärften Sanktionen. Während Kürzungen bisher mit symbolischen 10 Prozent begannen, können Leistungen künftig bereits beim ersten Pflichtverstoß um 30 Prozent reduziert werden. Diese Kürzung gilt für drei Monate und tritt sofort in Kraft. Nach drei versäumten Terminen im Jobcenter können die Zahlungen vollständig eingestellt werden. Wer länger als vier Wochen keinen Kontakt hält, verliert zudem den Anspruch auf staatlich finanzierte Miet- und Heizkosten.
Wie viel Arbeitslose ab 2026 erhalten
An der Höhe der Leistungen ändert sich durch die Reform nichts. Alleinstehende erhalten weiterhin 563 Euro pro Monat, Partner 506 Euro. Für Kinder liegen die Beträge je nach Alter zwischen 357 und 471 Euro. Auch künftig übernimmt der Staat vollständig die Kosten für Miete und Heizung. Die Grundsicherung bedeutet daher keine finanzielle Kürzung, sondern vor allem eine Verschärfung der Kontroll- und Sanktionsmechanismen.
Wer zusätzlich von den Änderungen betroffen ist
Besondere Regelungen gelten für ukrainische Geflüchtete. Personen, die nach April 2025 nach Deutschland eingereist sind, erhalten keine Grundsicherung, sondern niedrigere Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Ukrainische Staatsangehörige, die bereits früher eingereist sind und einen entsprechenden Status haben, bleiben hingegen im neuen System der Grundsicherung. Damit entstehen unterschiedliche Bedingungen je nach Zeitpunkt der Einreise und Aufenthaltsstatus.
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