In Washington richtet sich der Fokus erneut auf den Fall Jeffrey Epstein. Das US-Justizministerium stellte am Freitag Tausende zusätzlicher Dokumente und Fotos online, die mit den langjährigen Ermittlungen gegen den Finanzier in Zusammenhang stehen, dem der Aufbau eines Netzwerks zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger vorgeworfen wurde. Das veröffentlichte Material umfasst sowohl bereits bekannte Akten als auch erstmals zugängliche Dokumente, wobei ein erheblicher Teil weiterhin geschwärzt oder stark redigiert ist. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Вild.
Das Justizministerium betont, dass die Nennung von Namen oder das Auftauchen von Fotos in den Unterlagen nicht automatisch auf rechtswidriges Verhalten der genannten Personen hindeutet. Gleichzeitig hat der Umfang der Veröffentlichung erneut eine breite öffentliche Debatte über Transparenz und Vollständigkeit der Ermittlungen ausgelöst.
Fotos von Bill Clinton im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
Unter den veröffentlichten Materialien befindet sich eine große Anzahl von Fotografien des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Die Bilder zeigen ihn in unterschiedlichen Situationen, unter anderem bei Freizeitaktivitäten sowie in der Gesellschaft von Ghislaine Maxwell. Clintons Gesicht ist auf den Aufnahmen nicht unkenntlich gemacht, im Gegensatz zu vielen anderen Personen, die in den Akten erscheinen.
Der Name Donald Trump taucht in dem neuen Material deutlich seltener auf. Die meisten Fotos mit ihm stammen aus früheren Veröffentlichungen im Rahmen vergangener Ermittlungen und Gerichtsverfahren. Beobachter weisen darauf hin, dass dieses Ungleichgewicht erneut Fragen nach den Kriterien für die Auswahl und Präsentation der Dokumente aufwirft.
Was veröffentlicht wurde – und was weiterhin fehlt
Nach Angaben US-amerikanischer Medien wurden Hunderttausende Seiten zugänglich gemacht, allerdings sind mehr als 550 Seiten vollständig geschwärzt. Einige Dateien enthalten Dutzende oder sogar Hunderte Seiten mit umfangreichen Redaktionen ohne detaillierte Begründungen. Das Justizministerium erklärt dies mit dem Schutz der Opfer sowie mit laufenden Ermittlungen.
Nicht veröffentlicht wurden hingegen Finanzunterlagen, interne Vermerke der Staatsanwaltschaft sowie ein großer Teil der bei Durchsuchungen von Epsteins Anwesen sichergestellten Materialien. Gerade diese Lücken gelten unter Experten als besonders relevant, da sie Aufschluss über die Struktur des Netzwerks und den Kreis möglicher Beteiligter geben könnten.
Kritik von Abgeordneten und Betroffenen
Mehrere US-Abgeordnete, darunter auch Republikaner, kritisierten öffentlich die Art der Veröffentlichung. Sie erklärten, der Umfang der Schwärzungen könne die gesetzlich zulässigen Grenzen überschreiten. Zusätzlich sorgte das anfängliche Fehlen einer Suchfunktion für Unmut, da eine gezielte Analyse der Unterlagen zunächst nicht möglich war.
Einige Betroffene erklärten, sie hätten keine Informationen zu ihren eigenen Fällen finden können. Nach ihren Angaben erschweren die unübersichtliche Struktur und inkonsistente Schwärzungen die Arbeit mit den Dokumenten erheblich und hinterlassen den Eindruck einer unvollständigen Offenlegung.
Reaktionen aus dem Weißen Haus und aus dem Umfeld Clintons
Das Weiße Haus wies Vorwürfe der Voreingenommenheit zurück und erklärte, die Regierung habe die gesetzlichen Vorgaben erfüllt und arbeite mit dem Kongress im Rahmen weiterer Prüfungen zusammen. In Bezug auf Trump betonte die Administration erneut, dass dieser jegliches Fehlverhalten im Zusammenhang mit Epstein bestreite.
Der Sprecher von Bill Clinton, Angel Ureña, bezeichnete die Veröffentlichung der Fotos als Ablenkungsmanöver. Seinen Angaben zufolge habe Clinton den Kontakt zu Epstein bereits lange vor dem öffentlichen Bekanntwerden der Straftaten beendet.
Weitere Veröffentlichungen erwartet
In den kommenden zwei Wochen will das US-Justizministerium weitere Materialien veröffentlichen, die einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren Ermittlungsarbeit abdecken. Zudem soll dem Kongress eine Begründung für jede vollständige oder teilweise Schwärzung vorgelegt werden.
Die Online-Plattform mit den Dokumenten wird weiterhin aktualisiert. Die Behörden rufen dazu auf, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, und betonen erneut, dass die bloße Erwähnung eines Namens oder das Auftauchen eines Fotos keinen Schuldbeweis darstellt.
