Die deutsche Fußballnationalmannschaft befindet sich auf einem technischen Prüfstand. Nach Siegen gegen Luxemburg und Nordirland versucht Bundestrainer Julian Nagelsmann, seiner Mannschaft ein klares Profil zu geben – mit Mut zur Wiederholung und präziser Anpassung. Zum zweiten Mal in Folge begann Deutschland mit derselben Startelf. Ob sich daraus Kontinuität oder Routine ergibt, bleibt offen. In Wolfsburg steht nun der nächste Abschnitt der WM-Qualifikation bevor. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Faz.net.
Neue Achse im Mittelfeld
Alexander Pavlović und Leon Goretzka bildeten zuletzt ein funktionierendes Zentrum. Nagelsmann will das Tempo kontrollieren und setzt auf das spielerische Gleichgewicht beider Bayern-Profis. Pavlović, noch immer anfällig für Verletzungen, spielte in Belfast aggressiv und risikoreich. „Er will jeden Moment steuern“, erklärte der Bundestrainer, der Stabilität über Geschwindigkeit stellt. Für ihn ist Pavlović ein Testfall für das Zusammenspiel zwischen Präzision und Belastbarkeit.
Gleichzeitig steht Nagelsmann vor einem strukturellen Problem: Bei Bayern agiert Vincent Kompany mit Joshua Kimmich zentral, was Pavlovićs Rolle in der Nationalmannschaft komplizierter macht. Die Kombination mit Goretzka könnte daher zur temporären Lösung werden.
Sicherheitsnetz in der Defensive
Im Zentrum der Abwehr festigte sich das Duo Niklas Tah und Nico Schlotterbeck. Beide ergänzen sich in Stil und Charakter: der eine physisch dominant, der andere mit stärkerem Aufbau. Diese Balance sieht Nagelsmann als Grundvoraussetzung für defensive Stabilität.
Dahinter bleiben Alternativen wie Waldemar Anton, Robin Koch und Antonio Rüdiger. Letzterer dürfte erst im Dezember bei Real Madrid zurückkehren. Ob er danach wieder die Führungsrolle im DFB-Trikot übernimmt, ist offen.
Energie über die Flügel
David Raum verkörperte in Nordirland den emotionalen Antrieb der Mannschaft. Bereits vor dem Spiel forderte Nagelsmann „mehr Energie von den Außen“. Raum lieferte: dynamische Läufe, präzise Standards, physische Präsenz. Gegen Luxemburg traf er direkt per Freistoß, gegen Nordirland bereitete er das entscheidende Tor von Nick Woltemade vor.
Maximilian Mittelstädt bleibt eine Option, doch Raum gilt derzeit als Symbol für die neue Aggressivität auf den Flügeln.
Zielorientierte Offensive
Nick Woltemade erzielte in Belfast sein erstes Länderspieltor und bestätigte seinen Aufwärtstrend. Seine Laufwege und das Verständnis für Spielsituationen erinnern an Premier-League-Spieler, deren Daten Nagelsmann analysieren lässt. Dennoch bleibt der Bundestrainer vorsichtig: Woltemade müsse beweisen, dass er gegen erfahrene Stürmer wie Niclas Füllkrug oder Tim Kleindienst bestehen kann.
Mit der Rückkehr von Kai Havertz und Jamal Musiala wird sich die Offensive neu ordnen. Nagelsmanns Aufgabe: die unterschiedlichen Systeme so zu verbinden, dass Deutschland wieder eine klare Spielidentität findet.