US-Präsident Donald Trump erklärte, er habe „in gewisser Weise“ bereits eine Entscheidung über die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine getroffen. Vor einer endgültigen Zusage wolle er jedoch genau wissen, wie Kiew diese Waffen einsetzen wolle. Das Thema wurde am 17. Oktober bei einem Treffen des US-Präsidenten mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj erörtert. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Fakty.
Während der Gespräche betonte Trump, dass die Raketen auch für die amerikanischen Streitkräfte benötigt werden. Selenskyj schlug daraufhin einen Austausch vor: ukrainische Kampfdrohnen gegen amerikanische Tomahawks, da die USA großes Interesse an unbemannten Systemen aus der Ukraine zeigen.
Trotz des konstruktiven Gesprächs berichtete Axios, dass Trump der Ukraine derzeit die Lieferung der Tomahawk-Raketen verweigert hat.
Kontakte der Staatschefs und frühere Anfragen der Ukraine
Am 11. Oktober fand ein Telefongespräch zwischen Selenskyj und Trump statt, in dem beide erneut über die Möglichkeit von Langstreckenraketen sprachen.
Bereits im September hatte der ukrainische Präsident am Rande der UN-Generalversammlung Trump offiziell um Tomahawk-Raketen gebeten, worauf die Reaktion laut The Telegraph grundsätzlich positiv ausfiel.
Schon im Juli 2025 berichtete The Washington Post, dass das Weiße Haus die Möglichkeit prüfte, der Ukraine Langstreckenraketen zu überlassen, die Ziele sogar in Moskau oder Sankt Petersburg treffen könnten.
Technische Fähigkeiten und Kampfeffizienz der Tomahawk
Die Tomahawk ist eine vielseitige, Unterschall-Marschflugkörperrakete und gilt als ein zentraler Bestandteil der Schlagkraft der US-Marine. Ihr niedriger Flugverlauf und ihre hohe Präzision machen sie besonders geeignet für Angriffe auf strategische Ziele wie Kommandoposten, Flugplätze oder Luftabwehrsysteme.
Die Rakete kann mit verschiedenen Gefechtsköpfen ausgestattet werden – hochexplosiv, Streu- oder nuklear – und erfüllt damit zahlreiche Einsatzprofile. In mehreren Konflikten, darunter im Golfkrieg, bewies die Tomahawk ihre hohe Effektivität und Überlebensfähigkeit trotz gegnerischer Luftabwehr.
Technische Daten der Tomahawk-Rakete
- Typ: Unterschall-Marschflugkörper mit Turbostrahltriebwerk
- Länge: 5,55 m ohne Booster
- Durchmesser: 0,52 m
- Startgewicht: ca. 1.315 kg
- Sprengkopf: bis zu 454 kg
- Reichweite: 1.250 – 2.500 km
- Leitsysteme: Trägheitsnavigationssystem, GPS, Geländekorrektur und Anti-Radar-Zielsuchkopf
Diese Kombination ermöglicht es der Tomahawk, sowohl stationäre als auch bewegliche Ziele mit hoher Präzision zu treffen.
Preis und Exportlieferungen der Tomahawk
Im Jahr 2024 erwarb Australien eine Serie von Tomahawk-Marschflugkörpern zu einem Preis von rund 4,16 Millionen US-Dollar pro Stück. Ihre Reichweite beträgt in dieser Version bis zu 1.600 km. Die Raketen sollen auf Zerstörern der Hobart-Klasse stationiert werden, die jeweils bis zu 48 Geschosse aufnehmen können.
Tomahawk-Raketen gelten als kostspielig, aber vielseitig einsetzbar und befinden sich im Arsenal nicht nur der USA, sondern auch Großbritanniens, Japans und Kanadas.
Einsatzmöglichkeiten in der Ukraine
Es existieren mehrere Varianten der Tomahawk – luftgestützte, seegestützte, seeziel- und landgestützte Modelle (BGM-109A/C/D/G). Für die Ukraine wären die landgestützten Versionen am relevantesten. Diese Systeme wurden jedoch nach dem INF-Vertrag über das Verbot von Mittelstrecken- und Kurzstreckenraketen (1987–1991) vernichtet.
Erst 2023 nahm die US-Armee das neue Bodensystem Typhon (Strategic Mid-Range Fires System, SMRF) in Dienst, das auch Tomahawk-Raketen abfeuern kann. Allerdings ist die Anzahl dieser Systeme derzeit sehr begrenzt.
Möglichkeit des Einsatzes durch die Ukraine
Der ukrainische Luftfahrtexperte Walerij Romanenko erklärte, dass seegestützte Tomahawk-Versionen theoretisch an bodengestützte Startsysteme angepasst werden könnten.
– Flugzeuge vom Typ Su-24 ließen sich mit speziellen Halterungen für Tomahawks ausrüsten, obwohl sie derzeit für den Einsatz von Storm Shadow-Raketen verwendet werden, – sagte der Experte.
Laut Romanenko könnten die Raketen auch aus Container-Startanlagen abgefeuert werden, die unter bestimmten Bedingungen umgerüstet werden könnten. Die neuesten amerikanischen Typhon-Systeme werde die Ukraine jedoch wahrscheinlich nicht erhalten.