Der südkoreanische Autobauer Kia hat den für 2026 geplanten US-Start seines neuen Elektro-Sedans EV4 „bis auf Weiteres“ verschoben. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Portal InsideEVs und begründete die Entscheidung mit „veränderten Marktbedingungen für Elektrofahrzeuge“. Die Website Imowell.de berichtet unter Berufung auf Еlectrek.
Der Kia EV4 sollte ursprünglich als günstige Kompaktlimousine unterhalb des EV6 und EV9 positioniert werden und rund 30.000 US-Dollar kosten. Gemeinsam mit dem bereits erhältlichen EV3 wollte Kia ein breites Angebot erschwinglicher Elektrofahrzeuge schaffen. Während der EV3 als kleiner SUV in Korea und Europa bereits auf dem Markt ist, war die Einführung des EV4 in den Vereinigten Staaten für Anfang 2026 vorgesehen.
Das Konzeptfahrzeug EV4 wurde erstmals auf der Los-Angeles Auto Show 2023 gezeigt, die US-Premiere erfolgte im April dieses Jahres auf der New York Auto Show. Beobachter werteten den Auftritt als klares Signal, dass Kia den amerikanischen Markt stärker bedienen will.
Nun jedoch teilte das Unternehmen mit, dass der Start „bis auf weiteres verschoben“ werde. In der offiziellen Mitteilung hieß es:
„Alle Kia-Modelle bieten unseren Kunden hohen Nutzwert und überzeugende Leistung. Da sich die Marktbedingungen für Elektrofahrzeuge geändert haben, wird die Einführung des neuen EV4 auf unbestimmte Zeit verschoben.“
Mögliche Gründe für den Rückzug
Kia nannte keine konkreten Ursachen. Branchenanalysten gehen jedoch davon aus, dass Handelszölle, politische Unsicherheiten und neue US-Gesetze eine entscheidende Rolle spielen. Durch jüngste Maßnahmen der US-Regierung steigen die Kosten für importierte Elektrofahrzeuge, insbesondere aus Südkorea und Europa.
Darüber hinaus erschweren unvorhersehbare Zolländerungen und administrative Hürden die Planung. Die Fertigung des EV4 ist in europäischen Werken angelaufen, für den US-Markt war die Produktion in Korea vorgesehen – ein Szenario, das durch neue Handelsvereinbarungen zusätzlich belastet wird.
Auch die allgemeine Investitionsskepsis gegenüber ausländischen Herstellern habe laut Experten zugenommen. Zuletzt gerieten südkoreanische Projekte in den USA, darunter der Bau des Hyundai-Werks in Georgia, durch behördliche Eingriffe und Visa-Probleme in Verzug.
Marktentwicklung und Perspektive
Mehrere Hersteller verweisen derzeit auf ein angeblich nachlassendes Interesse der Amerikaner an Elektroautos. Statistisch belegen lässt sich das kaum: Die E-Mobilität in den USA wächst seit über zehn Jahren – mit leichten Schwankungen, etwa während der Corona-Pandemie.
Analysten erwarten zwar für 2026 einen kurzfristigen Rückgang der Nachfrage, bedingt durch das Auslaufen von Steuervergünstigungen und temporäre Preissteigerungen, doch langfristig gilt der Markt weiter als wachstumsfähig.
Für Kia bedeutet die Verschiebung dennoch einen Rückschritt. Der Konzern hatte gehofft, mit dem EV4 im umkämpften Segment günstiger Stromer Fuß zu fassen. Während der EV4 in Kanada weiterhin für 2026 angekündigt ist, bleibt der US-Markt vorerst außen vor.
